piwik no script img

■ VorschlagJabu Khanyile im Tränenpalast

In dieser Woche jährt sich zum 20. Mal der Todestag von Elvis Presley. Was das hier zur Sache tut? Nun, während der Apartheid- Jahre gab es im südafrikanischen Fernsehen vorwiegend weiße Musiker zu sehen. Und so waren es die alten Elvis-Filme, die Jabu Khanyile den eigentlichen Anstoß gaben, Musiker zu werden. Als Kind habe er mit seinem Elvis-Tanzen ständig seine Mutter genervt.

Es sollte anders kommen. Heute gehört Jabu Khanyile mit seiner Band Bayete inzwischen selbst zu den musikalischen Stars der Post- Apartheid-Ära, kürzlich wurde er gar als „bester Künstler“ des Landes ausgezeichnet. Und als Nelson Mandela im vorigen Jahr Großbritannien einen Staatsbesuch abstattete und die königliche Familie zum Konzert in die Royal Albert Hall lud, da brachte Jabu Khanyile sogar den Präsidenten zum Tanzen.

Vor zehn Jahren schloß sich Jabu Khanyile als Schlagzeuger der Band Bayete an, deren Kopf er bald wurde und für die er Texte schrieb, die Bayete bald einen Ruf als Protestband einbrachten. Von Verboten und Zensur ermüdet, löste sich die Gruppe 1993 auf, um kurz darauf im neuen Südafrika wieder einen Neuanfang zu wagen.

Mit frischer panafrikanischer Perspektive besingt Jabu Khanyile heute Afrikas Einheit und tut auch was dafür: Nach ausgiebiger Tour durch mehrere afrikanische Staaten verabredete sich seine Gruppe im einstigen Bürgerkriegsland Angola mit Papa Wemba und Youssou N'Dour, um einen Antikriegssong als Single zu präsentieren. Anlaß gibt es ja leider genügend für solche Aktionen.

Schwer völkerverbindend gibt sich auch der Bayete-Sound, der süd- und westafrikanische Melodien mit forschem Dancebeat, traditionellen Mbube-Gesang mit Afro-Funk verbindet. Recht kommerziell klingt das und schwer lokalisierbar – mehr Afro-Disco als Township-Jive. Freilich darf man dem kürzlich hierzulande veröffentlichten Remix-Album nur bedingt trauen: Die eigentliche Qualität der Gruppe zeigt sich immer noch am ehesten in der Live-Performance. Deren Vitalität dürfte wohl auch dem Ortsfremden erklären, warum Paul Simon einst in Südafrika sein Graceland fand. Daniel Bax

Heute ab 20 Uhr im Tränenpalast, Reichstagsufer 117, Mitte

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen