Spülmaschine? Zwei Minuten Zeit gespart!

■ Das Waffenarsenal Haushaltstechnik wird vergeblich hochgerüstet

Spülmaschine mit integriertem Pfannenschrubbprogramm, Waschmaschine mit digitaler Waschmitteleingabe, Fünf-Stufen- Staubsauger mit antiallergischem Staubfilter. Im Kampf um jede Sekunde Zeitersparnis ist der moderne Haushalt elektronisch hochgerüstet worden bis zum Anschlag. Aber hält das Waffenarsenal auch, was es verspricht? Die ForscherInnen der Zeitbudgeterhebung „Zeit im Blickfeld“ vermuten: nein.

Zur Probe aufs Exempel befragten sie verschiedene Personengruppen, wieviel Zeit sie täglich mit und ohne Geschirrspülmaschine mit Tellerwaschen und Töpfeaufräumen verbringen. Antwort: Die Maschine bringt nur wenige Minuten Zeitersparnis. Allein lebende Frauen verringerten ihre tägliche Spülzeit im Durchschnitt von 21 auf 16 Minuten, allein lebende Männer von 12 auf 10 Minuten. Die vielspülenden Ehefrauen mit Kind(ern) reduzierten ihre Geschirrbehandlungszeiten von 22 auf 19, und die spülmuffelnden Ehemänner mit Kind(ern) von 6 auf 3. „Allerdings dürfen die Zahlen nicht überinterpretiert werden“, so die ForscherInnen. Denn es sei nicht ausgeschlossen, „daß gerade die Haushalte, bei denen besonders viel Geschirr anfällt, im Besitz einer Spülmaschine sind“.

Kann sein. Es ist aber auch eine andere Antwort möglich: Mit den technischen Möglichkeiten steigen die Ansprüche. Und die Erfüllung gestiegener Ansprüche ist wiederum Frauenarbeit. Hat frau früher an der Spüle die zwei Fettflecken am Weinglas leben lassen, so wird heute, nach erfolgtem Spülmaschinengang, mit dem Handtuch nachgewienert bis zum Muskelkater.

Beim nicht minder nervtötenden Wäschewaschen ist das Ansteigen der Ansprüche deutlich nachweisbar. Bis ungefähr zum Jahre 1800 galt häufiges Waschen als gesundheitsschädlich, um 1900 war dann immerhin „wöchentliches Wechseln der Leibwäsche“ angesagt – so war es jedenfalls vor einiger Zeit in der vom Rheinischen Museumsamt konzipierten Wanderausstellung „Die große Wäsche“ nachzulesen. 1968 wechselten erst 5 Prozent der deutschen Männer täglich ihre Unterhosen, heutzutage – der Fortschritt in Schritthöhe – sind es schon 85 Prozent. Gleichzeitig aber waschen – laut Ausstellung – 79 Prozent aller Männer niemals selbst, 84 Prozent bügeln nie. „Von der Hausarbeit fühlen wir uns nicht belastet“, sagen 93 Prozent der mit dem Vielzweckgerät Ehefrau ausgestatteten Männer. usche

Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (Hg.): „Zeit im Blickfeld“. Ergebnisse einer repräsentativen Zeitbudgeterhebung. Köln. (Erstmals wurde die Zeitverwendung der gesamten Bevölkerung beschrieben.)