„Im Grunde kein Fußball“

■ HSV vergeigt gegen Köln: Eine Schrottmannschaft kann Uwe Seeler nicht widerlegen Von Claudia Thomsen

Halbzeit. Zeit, die Sau rauszulassen. Oder ein schwarzes Cabrio. „Celebration is dynamite“ quiekt eine „Band“ namens Destination vom Heck einer Sponsorenkarre, die pausenfüllend im Volkspark kurvt. Allein: Es bedarf dieses frivolen Hinweises nicht.

40.000 Augen haben bereits gesehen, daß der HSV keine Bestimmung mehr hat. Bach, Kober, Letschkow und die anderen – alle ganz zweifelsohne auf der Straße nach Nirgendwo befindlich. Die letzten Stops auf dieser Straße: Ein von Jürgen Hartmann abgefälschter Andrzej-Rudy-Schuß (21.), die Hilflosigkeit des Manndeckers Jörg Bach angesichts der Außenrist-Akrobatik von Anton Polster (23.) und schließlich Yordan Letschkows überaus eilfertige Bereitschaft, Polster schon im Mittelfeld den Weg aufs HSV-Tor freizumachen. Der Kölner verwandelte in der 41. Minute zum 0:3. „Das war im Grunde kein Fußball“, wird Benno Möhlmann das, was sein Team bis zum Cabrio tat, später nennen.

In Halbzeit zwei versuchen die Hamburger zwar gegen Uwe Seeler und seinen Vorwurf, das Team sei „Schrott“, anzuackern, aber am Ende steht es 0:4 (Janosch Dziwior, 87.) und widerlegt ist damit gar nichts. In Block E und F, dort wo die „wahren“ Fans stehen, befindet man sich die letzten 20 Minuten im Volkspark-unüblichen hemmungslosen Dauerjubel. Celebration ist eben besonders dann Dynamite, wenn sich Männer am Rande des Nervenzusammenbruchs befinden. „Soll das Ironie sein?“, ängstelt ein weniger leidenschaftlicher Rest und folgert analytisch: „Warum hat Uwe recht?“

Nun, Benno Möhlmann fehlt unübersehbar ein kompetenter Physiotherapeut, wie er bei erfolgreicheren Bundesligateams längst obligatorisch ist, und Yordan Letschkow fehlt mindestens ein kongenialer Partner von der spielerischen Qualität eines Karsten Bäron, denn: allein hext es sich schlecht.

So jedenfalls bleibt der proklamierte Wille zur Teilnahme am UIC-Cup eine Farce. Beim hanseatischen Sportverein geht's diese Saison um nichts mehr, was besonders die Fankompetenz betrübt.

Im Mitteilungsblatt des Hamburger SV Supporters Club bringt ein Lagerist aus Delmenhorst das Leiden engagierter Fans auf den Punkt: „Selbst in den Jahren 1990, 1992 und 1993, als der HSV direkt gegen den Abstieg spielte, machte es viel mehr Spaß, den HSV zu sehen.“