BP hält an Ausbeutung der Atlantik-Ölfelder fest

■ Nach der Räumung der „Stena Dee“-Plattform setzt der Konzern weiterhin auf Öl, obwohl ein BP-Tochterunternehmen größere Chancen in der Solarenergie sieht

Shetland-Inseln (taz) – Vier Aktivisten von Greenpeace standen gestern nachmittag vor dem Richter in Aberdeen. Sie sind angeklagt wegen Landfriedensbruch, nachdem sie die mobile BP-Ölbohrplattform „Stena Dee“ für länger als eine Woche besetzt hielten. Polizisten hatten die vier am Sonntag mitten im Atlantik, 200 Kilometer westlich der Shetland- Inseln, festgenommen. Unter den Festgenommenen befindet sich auch eine Deutsche, die anderen sind britische Staatsangehörige.

Greenpeace hatte die Besetzung der „Stena Dee“ am Sonntag abgebrochen. Die Sicherheit der Besetzer konnte nicht mehr garantiert werden, sagte Chris Rose, stellvertretender Direktor der Umweltschutzorganisation in Großbritannien. „Die Aktivisten waren erschöpft. Seit April sind wir hier im Atlantik aktiv. Wir haben getan, was wir konnten“, sagte Rose.

Greenpeace versucht derzeit neue „klimaschädigende Ölprojekte im Atlantik wie auch in der Arktis zu verhindern“. Seit Monaten kämpfen die Umweltschützer mit mehreren Schiffen gegen Erschließung und Ausbeutung neuer Erdölgebiete westlich der Shetland-Inseln und des schottischen Festlandes. Jamie Jardine, Sprecher des Ölkonzerns British Petroleum (BP), erklärte gestern, das Unternehmen sei froh und erleichtert, daß „die ungesetzliche Aktion von Greenpeace ohne Schaden für Mensch und Ölplattform zu Ende gegangen ist“.

Die 81 Mann starke Besatzung der „Stena Dee“ habe sich während der Besetzung „brillant verhalten“. Alle Beteiligten würden zunächst eine Verschnaufpause brauchen, dann aber, so betonte Jardine, würde das Unternehmen unvermindert mit den Arbeiten am Foinaven-Ölfeld fortfahren. Mit Öl aus diesem ersten von mehreren Atlantikprojekten der BP wird zum Ende dieses Jahres gerechnet.

„Greenpeace und BP stimmen überein, daß der globale Klimawandel ein ernsthaftes Problem darstellt“, sagte Jardine. Der einzige Unterschied zwischen beiden bestehe darin, wie Lösungen zu diesem drängenden Problem gefunden werden können.

Greenpeace behauptet, ein Papier des BP-eigenen Unternehmens BP-Solar zu besitzen. Darin werde – so Greenpeace – ausgeführt, daß Sonnenenergie auch heute schon zu wettbewerbsfähigen Preisen produziert werden könne. Mit nur der Hälfte der augenblicklich in das Foinaven-Ölfeld investierten 700 Millionen Pfund (über 2 Milliarden Mark) könne eine „Super- Fabrik für Sonnenkollektoren“ errichtet werden.

BP-Sprecher Jamie Jardine hingegen bezeichnete die Aussagen von Greenpeace über den Klimaschaden durch die künftige Ausbeutung von Foinaven als „völlig unlogisch“. Foinaven werde künftig 100.000 Barrel Öl pro Tag produzieren. Verglichen mit den 80 Millionen Barrel, die täglich weltweit gefördert werden, sei das ein zu vernachlässigender Anteil. „Wir raten Greenpeace dringend dazu, an den internationalen Verhandlungen zur Reduzierung von klimaschädigenden Treibhausgasen teilzunehmen, statt auf ungesetzliche Aktionen zu setzen“, sagte Jardine.

Nach dem Ende der „Stena Dee“-Besetzung warnte Greenpeacer Chris Rose, daß mit weiteren Aktionen zu rechnen sei: „Es ist nicht das Ende der Kampagne oder der Anfang vom Ende – es ist gerade mal das Ende des Anfangs.“ Hans-Jürgen Marter