■ Erfolg bei UPS: eine Trendwende für die Gewerkschaften: Der erste große Sieg
Amerikas Gewerkschafter feiern. Sie haben den größten Arbeitskampf seit 25 Jahren gewonnen. Und sie haben einen Kampf gewonnen, in dem es nicht vordringlich um mehr Geld ging, sondern um die dauerhafte Sicherung des Lebensunterhalts.
In dem Sieg beim Paketgiganten UPS sehen die Gewerkschaften aus vielen Gründen ein Licht am Ende des Tunnels. Ihnen ist seit langem mal wieder ein Erfolg beschieden. Den letzten großen Bergarbeiterstreik hatten die Gewerkschaften 1978 nach einer Intervention von Präsident Jimmy Carter verloren. Auf den Fluglotsenstreik 1981 antwortete Präsident Ronald Reagan mit der Entlassung der Streikenden. In Detroit streiken seit zwei Jahren Journalisten und Zeitungspersonal und sind vom Rest des Landes vergessen. Und noch bei den Wahlen im vergangenen November scheiterten die Gewerkschaften mit dem Versuch, mit einer großangelegten Kampagne dem demokratischen Präsidenten Clinton auch einen demokratischen, linkeren Kongreß zu bescheren.
Die Gewerkschaften feiern aber auch, weil es gelungen ist, den Kampf in einem der modernen Sektoren der US-Wirtschaft siegreich zu bestehen. UPS ist das Dienstleistungsunternehmen schlechthin und obendrein hochprofitabel. Der siegreiche Ausstand zeigt, daß gerade die erfolgreichen Unternehmen der Dienstleistungsbranche verletzlich sind. Ihr Erfolg macht sie für ihre Kunden schwer ersetzbar. Jede Unterbrechung des Service durch Streiks trifft solche Unternehmen besonders hart.
Zudem freut sich die neue Generation der US-Gewerkschaftsführung, weil sie diesen Sieg dringend brauchen kann beim Durchlüften der US-Arbeitnehmerorganisationen. Teamster-Chef Ron Carey steht für diese Reform. Carey war 1991 der erste Gewerkschaftsvorsitzende der Transportarbeitergewerkschaft, der in einer Direktwahl gewählt worden ist. Die Teamster galten bis dahin als korrupt und mit der Mafia verbandelt. Im Oktober 1995 war es den Reformern auch gelungen, sich beim Gewerkschaftsdachverband AFL-CIO durchzusetzen. Seither geben die Teamster und der Dachverband Millionen für Reformen, Fortbildung und die Rekrutierung neuer Mitglieder in Dienstleistungsunternehmen aus. Die Arbeitnehmer in Diensteistungsfirmen sollen endlich erreicht werden. Der erfolgreiche Arbeitskampf bei UPS ist die beste Mitgliederwerbung. Hermann-Josef Tenhagen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
