Preußische Lösung

■ Der hochverschuldete Weingutbesitzer Graf Matuschka hat sich erschossen

Berlin (taz ) – Erwein Graf Matuschka-Greiffenclau, „der bekannteste und beste Botschafter für deutsche Weine im In- und Ausland“ (Gault Millau), ist tot. Der hochverschuldete Weingutbesitzer erschoß sich in der Nacht zum Dienstag. Auf einer Bank im Wald, 200 Meter von Schloß Vollrads entfernt, wurde seine Leiche gestern morgen entdeckt. Abschiedsbrief und Testament fand die Polizei in seiner Wohnung. Seine Hausbank, die „Nassauische Sparkasse“ Wiesbaden, hatte am Tag zuvor Konkursantrag gestellt.

„Der Graf“, wie er in der Region genannt wurde, hatte weit über 20 Millionen Mark Schulden und konnte die Kredite nicht mehr bedienen. „Er wollte nicht wie ein Hund vom Hof gejagt werden und wählte die Lösung des preußischen Offiziers“, sagte gestern ein Freund Matuschkas.

1977 hatte Matuschka die Leitung der Renommieradresse Schloß Vollrads übernommen. Er lud zu „lukullischen Weinproben“, und es verging kaum ein Tag, an dem er nicht irgendwo auf der Welt über die Vermählung von Wein und Speisen philosophierte. Zu Hause liefen die Dinge schlecht: Die Erhaltung des denkmalgeschützten Anwesens verschlang Millionen, und die eigenen Weine wurden zunehmend kritisiert. Matuschka flog aus der Liste der besten 100 Weingüter.

Seit fünf Jahren suchte er in Verhandlungen mit der „Nassauischen“ einen Ausweg. Doch alle Großinvestoren – unter anderem wollte Weingroßhändler Pieroth einsteigen – ließ er abblitzen, auch auf Druck des Familienclans. Manfred Kriener