Goliath schlägt David

■ BP verlangt von Greenpeace vier Millionen Mark Schadenersatz

Shetland (taz) – Der Ölkonzern BP verlangt umgerechnet mehr als vier Millionen Mark Schadenersatz von der Umweltschutzorganisation Greenpeace. So viel hat das Unternehmen nach eigenen Angaben durch die siebentägige Besetzung der Bohrplattform Stena Dee im Atlantik verloren.

Das Edinburgher Court of Session, Schottlands oberstes Zivilgericht, verhandelte gestern die Frage, ob BP das Einfrieren von Greenpeace-Geldern erzwingen könne. Ein Ergebnis lag bei Redaktionsschluß der taz noch nicht vor. Die Klage erging am Montag nachmittag gegen die britische Sektion von Gegenpeace und vier Mitglieder der Organisation.

Chris Rose, stellvertretener Direktor des britischen Büros und einer der Angeklagten, sagte: „Dies ist der Versuch, Greenpeace auszulöschen. Ich befürchte ernsthafte Auswirkungen auf unsere Fähigkeit, weiterhin gegen den globalen Klimawandel anzukämpfen.“ Er rief alle Unterstützer zur Solidarität auf.

Aus dem legendären David gegen Goliath hatte sich unversehens ein Goliath gegen David entwickelt. Chris Rose rechnete vor: BP macht mehr Profit in 48 Stunden als Greenpeace im Jahr zur Verfügung steht.

Am späten Montagnachmittag waren vier Greenpeace-Mitglieder vor dem Aberdeener Amtsgericht zu je 600 Mark Geldstrafe verurteilt worden. Alle vier hatten sich zu dem Vergehen des Landfriedensbruchs bekannt. Während der Verhandlung hatte BP zu Protokoll gegeben, daß die Greenpeace- Aktion dem Ölkonzern sechs Tage Verzögerung gekostet habe. Jeder Tage würde mit rund 750.000 Mark zu Buche schlagen.

Mit der Besetzung wollte Greenpeace den Ölkonzern zwingen, von der geplanten Ausbeutung neuer Ölfelder im Atlantik abzusehen und statt dessen massiv in die Produktion von Solaranlagen zu investieren. BP-Solar ist weltweit der zweitgrößte Produzent von Sonnenkollektoren. Hans-Jürgen Marter