Unis werden auf Leistung getrimmt

■ Bund und Länder haben sich über die Hochschulreform geeinigt: Hochschulzugang auch am Numerus clausus vorbei, kürzere Studienzeiten, Finanzierung der Unis an Leistungen gekoppelt. Studiengebühren bleiben umstritten

Berlin (taz) – Das Studium in Deutschland wird kürzer. Das sieht ein Kompromiß von Bund und Ländern über ein neues Hochschulrahmengesetz vor. Regelstudienzeiten von viereinhalb Jahren sollen das Angebot der deutschen Hochschulen international wettbewerbsfähig machen. Das Gesetz wird sich stark an angelsächsischen Vorbildern orientieren. Die neuen Abschlüsse „Bachelor“ und „Master“ kann man schon nach drei Jahren erwerben, ein „Credit-Point-System“ wird nach US-Vorbild eingeführt. Bildungsminister Jürgen Rüttgers und seine Länderkollegen Hans Zehetmair (CSU Bayern) und Jürgen Zöllner (SPD Rheinland-Pfalz) stellten den überraschenden Kompromiß gestern in Bonn vor.

„Exzellent und effizient“ (Rüttgers) sollen die deutschen Unis werden, dafür dürfen sie sich bald bis zu 20 Prozent ihrer Studenten für Fächer mit Numerus clausus (NC) durch Eignungstest und Auswahlgespräche selbst aussuchen. Studenten können sich dafür direkt bei einer Hochschule bewerben. Kritiker sehen damit das Abitur als wesentliche Hochschulzulassung in Frage gestellt. Die von Unionspolitikern geforderte Zwangsexmatrikulation von Langzeitstudenten ist vom Tisch. Wer allerdings nach sechs Semestern noch keine erfolgreiche Zwischenprüfung absolviert hat, muß zur Zwangsberatung.

Doch auch Unis und Fachhochschulen werden geprüft: sie sollen sich in Zukunft unter Mitwirkung der Studenten regelmäßig einer Bewertung ihrer Leistungen in Forschung und Lehre unterziehen. Am Ergebnis bemißt sich dann die Höhe der staatlichen Zuschüsse. Die Form dieser „kontinuierlichen Evaluierung“ ist allerdings noch völlig unklar.

Strittige Fragen wurden aus dem neuen Kompromiß ausgeklammert. Ein Verbot von Studiengebühren enthält das neue Hochschulrahmengesetz nicht. So werden Bundesländer wie Berlin und Baden- Württemberg weiter „Einschreibe- und Verwaltungsgebühren“ erheben können. Auch eine Neuordnung des Bafög konnten sozialdemokratische Bildungspolitiker nicht durchsetzen.

„Die überfällige Bafög-Reform muß jetzt mit der gleichen Entschlossenheit angegangen werden“, erklärte auch DGB- Vorstandsmitglied Regina Görner. Für die Grünen erklärte der jüngste Abgeordnete im Bundestag, Matthias Berninger: „Der Kompromiß ist eine Farce und eine schlimme Niederlage für die SPD. Die Einführung starrer Regelstudienzeiten ist Quatsch. Die Unis sollten ihre Studienstruktur selbst wählen.“

Robin Alexander Tagesthema Seite 3