Zur Person
: Werder Bremen: Dixie Dörner mußte gehen

■ Präsidium feuert Trainer nach Teneriffa-Desaster / Lemke: Dörner war zu „anständig“(vgl. S. 15)

Die Zusammenarbeit des SV Werder Bremen und Hans-Jürgen Dörner ist beendet. Auf Veranlassung des Präsidiums habe man sich im gegenseitigen Einvernehmen getrennt, so die offizielle Lesart. Auf deutsch: Der Trainer wurde gefeuert. Dörner dürfte damit als der erste Bundesliga-Coach in die Geschichte eingehen, der nach einem Freundschaftsspiel entlassen wurde. Das Präsidium des Vereins sah sich nach dem 0:8-Desaster auf Teneriffa gegen Atletico Madrid in seiner Entscheidung vom Montag nur bestätigt.

Dörner muß die Entscheidung speziell zu diesem Zeitpunkt schwer getroffen haben. Weder er noch die Mannschaft wollten zu dem Freundschaftsturnier fliegen. Es war klar, daß Dörner auf so wichtige Spieler wie Herzog, Wicky, Pfeiffenberger und Bode verzichten mußte. Dennoch wurde die Mannschaft wegen der bereits gezahlten 275.000 Mark Startgeld nach Teneriffa geschickt. Manager Willi Lemke sagt dazu: „Ein Profi-Team muß auch Ausfälle verkraften. Und der MSV Duisburg muß zur Zeit auch zusätzlich im UI-Cup ran.“

War Dörner trotzdem davon überzeugt, daß die Mannschaft auf keinen Fall nach Teneriffa fliegen sollte, ist ihm anzulasten, daß er sich gegen das Management nicht durchsetzen konnte. Genauso wie im Umgang mit den Spielern hinterläßt der Dresdener den bleibenden Eindruck, daß er für den SV Werder Bremen zu weich war. Manager Lemke sagte dazu gestern: „Er war vielleicht ein bißchen zu anständig und hat zu sehr der Kraft des Wortes vertraut.“

Dabei braucht das Werder-Team einen Leithammel, einen Motivator, spätestens nachdem Dieter Eilts sich aus seiner Verantwortung als Mannschaftskapitän zurückgezogen hat. Das hat Dörner mehrfach bemängelt. Daß er selbst diesen motivierenden Leithammel ersetzen muß, auf die Idee ist er nicht gekommen.

Dennoch hat das Präsidium eine falsche Entscheidung gefällt. Der ungeliebte Dörner wäre nur bei echten Erfolgen zu halten gewesen. Doch bei der Umbruchsituation der Mannschaft war das vorerst fast unmöglich. Darum hätte sich das Präsidium schon nach der vergangenen Saison von Dörner trennen müssen. Zumal dieser dann bessere Chancen auf einen neuen Job gehabt hätte.

Zur Trainersuche sagte Lemke: „Wir suchen in ganz Deutschland und Europa. Der Mann muß Deutsch sprechen und internationale Erfahrung haben.“Jörg Berger – der ins Gespräch gebracht worden war – „soll seinen Vertrag beim FC Basel erfüllen“, so eine Sprecherin. Basel steht zudem im Schweizer Tabellenkeller. Damit ist Berger ähnlich erfolglos wie Dörner. Volker Finke vom SC Freiburg will seinen Vertrag im Breisgau erfüllen – obwohl er sicherlich ein geeigneter Kandidat wäre. Der beschäftigungslose Schleifer Felix Magath dürfte bei der Mannschaft auf wenig Gegenliebe stoßen. Otto Rehhagels Rückkehr ist kein Thema, hieß es aus Kaiserslautern. „Ansonsten ist der Markt recht leer“, so Lemke. Torwart Olliver Reck sagte zu dem Rauschmiß: „Wir haben nicht gegen den Trainer gespielt.“Dennoch wollen die Spieler jetzt 100.000 Mark an eine Bremer Einrichtung spenden, um Buße zu tun für das Teneriffa-De-saster. Der kommissarische Trainer Wolfgang Sidka kündigte zudem „eine Trotzreaktion der oft zu braven und ruhigen Mannschaft gegen Bielefeld“an. Jens Tittmann