Kurze Einführung in die Wirtschaftswissenschaft Von Martin Sonneborn

„2 hot 4 you! Kneipe und Restaurant“; oder, um es mit dem Nachwuchsdialektiker Teschke zu sagen, dümmer als manche Kneipennamen sind nur noch andere Kneipennamen. Denn natürlich wird selbst „2 hot 4 you!“ geschlagen von der Leuchtschrift „Kwatsch, die quirlig-quasselige Kneipe“. Die aber gab es tatsächlich einmal, in Berlin-Steglitz, wo Herr Krähe und ich eine Zeitlang residierten. Jahrelang hatte um die Ecke ein harmloses „Edeka“-Schild beruhigende Vorräte an Milchpackungen und Dominosteinen annonciert, dann, von vorgestern auf übermorgen hieß es plötzlich: „Kwatsch, die quirlig-quasselige Kneipe“.

Der Edeka hatte sich nicht halten können. Kein Wunder auch, schließlich hat der Marktleiter immer sofort nach Weihnachten die 250-Gramm-Packung Dominosteine auf 0,50 Mark runtergesetzt. Klar, daß Herr Krähe und ich einfach bis dahin gewartet und uns dann den Keller gefüllt haben mit dem Zeug; wir sind ja nicht blöd! Andererseits hat uns dann genau dieses Verhalten in der Nachbarschaft beschert: „Kwatsch, die quirlig-quasselige Kneipe“.

Und aber schließlich auch deren Eröffnungsabend, in den wir irgendwie hineingerieten. Wegen der Erlebnispreise tranken wir zuerst sehr vorsichtig, erkannten aber schließlich, daß an diesem denkwürdigen Abend alles umsonst und somit „drin“ war. Zügig bestellten wir uns in eine angemessene Euphorie hinein, in der wir nur noch der Preisseite der Getränkekarte Aufmerksamkeit zollten und ohne Bedenken beliebige, Hauptsache hochteure Flüssigkeiten kommen ließen. Zum Schaden von Herrn Lorenz übrigens, der seinerzeit noch mit dabei war. Der mußte nämlich vier Stunden nach unserem Aufbruch seinen ersten Arbeitstag in einem Architekturbüro antreten. Auf der Radfahrt dahin vergaß er an einer Ampel dann auch, zumindest einen Fuß aus den Schnallen seiner Rennrad- Pedale zu nehmen und kippte um. Eine nichtalltägliche Leistung, wie Herr Krähe und ich später neidlos anerkannten.

Jedoch rappelte er sich wieder auf und führte an diesem Tage den Büro-Terminplaner unter chaostheoretischer Prämisse zu denkwürdigen Ergebnissen: fast ein Wunder, daß das Architekturbüro keine blitzsaubere Pleite hinlegte! Wie übrigens kurz darauf das „Kwatsch, die quirlig-quasselige Kneipe“. Wer ging da auch schon hin! Viel beliebter in unseren Kreisen sind doch Kneipen mit so anheimelnden Namen wie „Gösser Bierklinik“, „Galerie Fruchtig“ oder „Maorin-Bar“. Schon deshalb, weil man lediglich in Bierstuben von solch wohltönender Bezeichnung seine Sammlung von Lieblingskneipenschildern weiter vervollständigen kann. Apropos: Ein herrliches Paket 94er Dominosteine für den, der mir ein schöneres Thekenschild vermeldet als Anne Goergen aus dem Kölner „Alcasar“: „Wer Gläser klaut, wird Bier teurer!“ Dieses hält nun schon seit Monaten unangefochten Platz eins in der Disziplin „vom Thekenpersonal in trunkenem Zustand selbst geschrieben“.

Der Spitzenreiter der laufenden Konkurrenz „Reklame an der Kneipenwand“ hängt übrigens derzeit in „The Royal Oak“, nahe der Edingburgher Drummond Street: „Why not“, heißt es da fast eindringlich: „why not take a nice cold can of Teakstone Best or Castle Eden? 1 P 50 Pence“.