Press-Schlag
: Sein oder Nichtsein

■ Schalkes Youri Mulder spielt mit Vater Jan in Shakespeares „Hamlet“

Sein oder Nichtsein – für den langzeitverletzten Schalke- Stürmer Youri Mulder ist das eine so gute Frage, daß er in Amsterdam nunmehr bei einer Aufführung von William Shakespeares „Hamlet“ mitspielen wird. Und das auch noch im Team mit seinem Vater, dem in den Niederlanden gutbekannten Ex-Fußballer und Kolumnisten Jan Mulder. Am 29., 30. und 31. August werden die Mulders beim Theaterfestival „Uitmarkt“ in zwei Szenen auftreten. Plant der niederländische Nationalspieler schon für die Zeit nach Schalke 04? Geht er zum FC Hollywood? Und wenn ja, zu welchem? Dem in Amerika oder dem in München? Vorläufig schweigt sich Youri darüber noch aus.

Die Theatergruppe „Trust“ hat den „Hamlet“ ab Dezember ständig im Programm und erhofft sich von der Einwechselung der Mulders einen großen Werbeeffekt. Mit der Schauspielerin Anneke Blok sprachen die Mulders ihre Rolle jetzt durch. Youri soll den Hamlet mimen („so ein halbseidener Page, das weiß ich aus der Schule“), Jan spielt logischerweise Hamlets Vater und Anneke Blok Hamlets Mutter. Beim Test im Amsterdamer Trust- Theater zeigte Jan Mulder kaumgummikauend und mit Sonnenbrille, Gewand und Krone, welch modernes Verständnis er von der Schauspielerei hat. Wegen der Hitze stöhnte er mächtig unter dem warmen Königskostüm. Aber ein Geist in Badehose schien wohl auch ihm ein wenig zu gewagt. Sohn Youri mußte ebenfalls ein dickes schwarzes Gewand tragen und schwitzte mehr als manches Mal im Schalke-Sturm.

In Grundzügen ließen sich die Mulders das Stück vorsichtshalber noch einmal erklären. „Du bist tot, ich bin deine Frau, und ich bin mit deinem Bruder verheiratet, verstehst?“ erklärte Anneke Blok Jan Mulder. Dieser hatte derweil genauso mit seinem Schwert zu kämpfen wie mit dem Text. „Ich würde es gern exakt spielen, aber ich weiß schon jetzt, daß ich etwas Verrücktes sagen werde. Es wird ein Durcheinander“, vertraute der Nachwuchsschauspieler der Amsterdamer Zeitung Het Parool an. Er wolle „entspannt in das Stück kommen und dann in einem Ruck spielen“. Youri plaudert noch einmal aus der Schule. „Tja, der Hamlet“, sagt er, „der kommt doch in Gewissensnot oder so?“ Vater Jan lobt: „Siehst du, du hast doch Ahnung.“

Auf die Frage von Mitschauspielern, ob die zwei denn ihren Text auswendig lernen wollen, gaben die Mulders nur vage Antworten. „Wir müssen es nicht totperfektionieren“, verlautete aus väterlichem Mund, Youri schüttelte entschlossen den Kopf. Immerhin versprach Jan, daß er sich in die „Psychologie der Bewegungen, der Haltungen“ einarbeiten wolle. „Der Geist hat etwas magistral-majestätisches.“ So ähnlich wie „König“ Johan Cruyff. Und mit dem hat Jan Mulder ja einstmals zusammen gespielt. Falk Madeja