: Dörner ist jetzt raus
■ Das Desaster beim Turnier auf Teneriffa gab den Ausschlag für die Entlassung von Werder Bremens Trainer Dörner
Bremen (taz) – Werder Bremen hat sich gestern morgen von seinem Coach Hans-Jürgen Dörner getrennt. Aktueller Anlaß für die Präsidiumsentscheidung, den Vertrag sofort aufzulösen, war das Desaster der Bremer auf Teneriffa. Nach einer 0:4-Niederlage am Sonntag gegen den ehemaligen Heynckes-Club CD Teneriffa folgte einen Tag später bei dem Freundschaftsturnier eine 0:8- Schlappe gegen Atlético Madrid. „Das Auftreten der Mannschaft war katastrophal“, kommentierte Werder-Sprecherin Marita Hanke.
„Wir haben uns in beiderseitigem Einvernehmen getrennt“, verkündete Werder-Manager Willi Lemke. Dörner selbst äußerte sich nicht zu seinem Rausschmiß. „Dixie“ Dörner hatte den Trainerjob bei Werder Bremen am 14. Januar vergangenen Jahres übernommen, nachdem der Verein Aad de Mos gefeuert hatte. Der 46jährige kam als Jugendtrainer vom DFB. Allerdings konnte auch Dörner nicht an die einstigen Erfolge von Otto Rehhagel anknüpfen. Die vergangene Saison schloß der Verein als Tabellen-Achter ab. Aus dem UI-Cup flogen die Grün- Weißen schon in der Vorrunde raus. Und zur Zeit ist Werder in der Bundesliga gar Tabellenschlußlicht.
Nach einer 2:3-Auftaktniederlage gegen den Karlsruher SC folgte am zweiten Spieltag ein blamables 1:1 gegen Rostock. Das vorerst letzte Bundesligaspiel von Dörner endete zu Hause mit 3:3 gegen 1860 München. Während die Löwen ihre Treffer herausspielten, profitierte Werder vom Glück. Mit einem umstrittenen Foulelfmeter, einem 1860-Eigentor und einem verunglückten Seitfallzieher von Herzog retteten sich die Bremer über die Runden. Die Fans, vor allem in der Ostkurve des frisch ausgebauten Weser-Stadions, quittierten das schwache Auftreten der Mannschaft immer wieder mit „Dörner raus!“-Rufen. Dennoch hielten die Werder-Oberen um Präsident Franz Böhmert weiter an Dörner fest.
Diese eklatante Entscheidungsschwäche hatte bereits 1996 zu Trainerproblemen geführt. Anstatt Aad de Mos bereits am Ende der Winterpause zu feuern, zögerten Böhmert und Co., bis der Trainermarkt leer war. Dann heuerten sie den DFB-Fußball-Lehrer Dörner an. Auch den ließ man bis in die aktuelle Saison gewähren und steht jetzt vor Nachfolgerproblemen. Das Training leitet zur Zeit der bisherige Assistenzcoach und ehemalige Werder-Spieler Wolfgang Sidka, der erst zu Saisonbeginn vom Bremer Regionalligisten FC Oberneuland gekommen war. Sidka soll auch bis auf weiteres Interimstrainer bleiben.
Eine Jogi-Löw-Lösung wie in Stuttgart strebt man an der Weser aber offensichtlich nicht an. Der Verein sucht definitiv einen neuen Chefcoach, hieß es gestern aus dem Präsidium. Spekulationen über den Ex-Schalke-Trainer Jörg Berger, der beim FC Basel nach sieben Spielen erst einen Sieg auf seinem Konto hat, wurden dementiert. Jens Tittmann
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