■ Querspalte
: Rexrodts knalliges Diktum

Eines muß man Bundeswirtschaftsminister Günter Rexrodt lassen: Kein zweites Mitglied des Bonner Kabinetts ist so bemüht wie er, sich als Abschußkandidat einer möglichen Regierungsumbildung zu empfehlen. Bei denen, die Rexrodt besucht, sollten die Alarmglocken schrillen – kann die geballte Inkompetenz des Herrn mit dem Portefeuille für Wirtschaft doch jedem Anliegen nur schaden.

Im Max-Planck-Institut in Golm war diese Woche alles zu spät: Der Herr Minister tauchte zur „Genkartoffel“-Ernte auf. „Hättest du geschwiegen, oh Rexrodt!“ mag mancher Wissenschaftler da gedacht haben. Aber der Mann, der schon als Berliner Finanzsenator und Direktor der Treuhand mit Vorliebe hohle Phrasen drosch, zog es vor, eine kryptische Rede für die „grüne Gentechnik“ zu halten: „Wenn sich erst einmal aromatischere oder gesündere Produkte, wie z.B. cholesterinsenkende Margarine, fettfreie Pommes frites oder allergiefreier Reis, durchsetzen, werden vermutlich viele Verbraucher darauf nicht mehr verzichten wollen.“ Ja, Herr Rexrodt, und sicher auch nicht auf die eierlegende Wollmilchsau, an deren Hörnern Äpfel sprießen.

Die Schuldigen, daß die Genblütenträume noch nicht ganz so weit sind, kennt der Minister genau. Notorische Nörgler würden gentechnisch hergestellte Arzneimittel bedenkenlos einnehmen, aber jeden gentechnischen Feldversuch als persönliche Bedrohung auffassen. Hammerhart das Rexrodtsche Diktum: „Wer Versuchsfelder zertrampelt und die Zukunftssorgen der Bevölkerung zu Panikmache ausnutzt, behindert nicht nur die Sicherheitsforschung, den Umweltschutz und die künftige Ernährung der Menschheit, er zerstört auch Arbeitsplätze.“ Man sieht förmlich, wie sich all die Genkartoffel-Pflanzer und Wissenschaftler der Übermacht der Feldbesetzer beugen.

Die dümmsten Bauern ernten angeblich die dicksten Kartoffeln. Minister Rexrodt dagegen schießt gerne mal einen Vogel ab – und gefährdet mit seinem Gerede womöglich auch einen Arbeitsplatz: seinen eigenen. Gudrun Giese