Hilfsappell für Irans bedrängte Intellektuelle

■ Die Friedenspreisträgerin Annemarie Schimmel schreibt an Präsident Chatami

Berlin/Bonn (taz/dpa) – Jetzt richtet sich auch im Ausland die Hoffnung auf die Regierung von Mohammad Chatami. In einem Appell an Irans neuen Präsidenten setzte sich gestern die Friedenspreisträgerin des Deutschen Buchhandels, Annemarie Schimmel, für im Iran bedrängte Intellektuelle ein.

Der mit einem Ausreiseverbot belegte Theologe Abdolkarim Sorusch und der inhaftierte Schriftsteller Faradsch Sarkuhi bräuchten Chatamis Hilfe. „Ich freue mich sehr“, reagierte Sarkuhis in Berlin lebende Ehefrau Farideh Sebardschad auf den Brief. Klaus Kinkel zeigte sich verhalten optimistisch. Chatami habe „ein insgesamt gemäßigtes Kabinett“ vorgestellt, erklärte der Bundesaußenminister. Es bestehe „die Chance, nach einer längeren Denkpause einen Neubeginn des Verhältnisses der EU-Staaten zum Iran zu versuchen“. Ein Anfang könnte ein Treffen der Außenminister der EU-Troika (Luxemburg, Niederlande, Großbritannien) mit Irans Außenminister Kamal Charassi am Rande der nächsten UN-Vollversammlung im September sein. Allerdings sei es „erst einmal Sache der neuen iranischen Regierung, das Verhältnis zu den Europäern und Deutschland in Ordnung zu bringen“.

Einen Schritt in diese Richtung unternahm Irans neuer Geheimdienstminister, Ghorgan Ali Dori Nadschafabadi. „Wir hoffen, daß die Beziehungen zu Bonn sich bald wieder verbessern“, sagte er. Den Mykonos-Prozeß betrachte er als „tot“. Schließlich habe der Hauptzeuge „seine Aussage zurückgenommen“. Bericht und Dokumentation Seite 7