Sind Sie glücklich?
: „Im Westen kein Glück gehabt“

■ 11 Uhr, Alexanderplatz. Daniel Rohde hat weder Ausbildung noch Job. Seine größte Sorge ist jedoch, daß sein zweites Kind krank zur Welt kommen könnte.

„Sind Sie glücklich? will die taz wissen und hört sich täglich um 11 Uhr abwechselnd auf dem Wittenbergplatz und dem Alexanderplatz um.

Der 25jährige Daniel Rohde: Mit der Liebe bin ich glücklich im Moment. Aber beruflich überhaupt nicht. Ich bin Sozialhilfeempfänger, und das Geld reicht hinten und vorne nicht. Ich habe ein sechsjähriges Kind, ein weiteres ist unterwegs. Kurz vor der Wende habe ich mal eine Lehre angefangen, als Maler und Lackierer. 1989 dann bin ich mit meiner Motorradclique in den Westen rüber, nach Stuttgart, und habe die Lehre abgebrochen. In

Daniel Rohde

zwischen sind wir aber alle wieder zurück in Berlin. Jobs waren Mangelware in Stuttgart, und die Wohnungen extrem teuer. Und mit den sozialen Regelungen, Arbeitslosengeld und so, kannte man sich auch nicht aus. Im Westen, da hatten wir kein Glück.

Wenn ich jetzt noch mal eine Malerlehre machen würde, müßte ich komplett von vorne anfangen, weil ja andere Farben auf dem Markt sind. Und das Geld würde nicht reichen. Die Lehre hat sowieso keinen Spaß gemacht, da konnte man sich nicht entfalten. Am liebsten wäre ich Kfz-Mechaniker. Dafür würde ich auch eine Lehre anfangen. Aber mit 25 ist das ja Wahnsinn.

Jetzt warte ich erst mal auf das Kind. Wenn das gesund ist, bin ich glücklich. Danach werde ich mir einen Job suchen. Als Wagenpfleger, das habe ich früher schon mal gemacht. Das hat Spaß gemacht, und man hat gut verdient, zu dem Zeitpunkt.

Richtig unglücklich war ich bisher nur, wenn ich ein Mädel verloren hatte, mit dem ich schon lange zusammen war. Ansonsten aber nicht. Für mich wär' Glück jede Menge Geld und ein vernünftiger Job. Daß außerdem alles mit der Familie klappt. Und ich mich wieder mit meinen Eltern vertrage. Sabine Möhring

Heute stehen wir auf dem Wittenbergplatz