Grünes Rennen um Direktmandat

■ Andrea Fischer und Christian Ströbele treten im Wahlkreis Kreuzberg/Schöneberg gegeneinander an

Das erste Direktmandat in der Geschichte der Grünen könnte schon bald gewonnen sein, wenn sich für die Bundestagswahlen im September 1998 die Grünen in Kreuzberg/Schöneberg durchsetzen. Derzeit hat es die SPD. Im für die Grünen aussichtsreichsten Wahlkreis stellen sich jetzt sogar zwei BewerberInnen der Nominierung zur grünen DirektkandidatIn.

Die sozialpolitische Sprecherin der bündnisgrünen Fraktion im Bundestag, Andrea Fischer, gab gestern ihre Bewerbung um die Kandidatur in Kreuzberg/Schöneberg bekannt. Damit tritt sie in ein „offenes Rennen“ mit ihrem Parteikollegen Christian Ströbele, der auch antreten will. Am 30. September wird die Kreuzberger und Schöneberger Basis über die Kandidatur der beiden KandidatInnen entscheiden.

Fischer machte gestern deutlich, daß sie für sich „eine reelle Chance“ sieht: Denn obwohl Christian Ströbele seit „20 Jahren bekannt“ sei, müsse auch er sich auf Bezirksebene um noch mehr Wählerstimmen bemühen. „Ich traue mir zu, den Wahlkreis zu gewinnen“, sagte Fischer.

Im Haus der Grünen steht man dem Duell Fischer/Ströbele gelassen gegenüber. Es sei „gut“, zwischen zwei „geeigneten Kandidaten“ wählen zu können, sagte Sprecher Matthias Tang. Auch Kandidat Christian Ströbele sieht in seiner Kontrahentin und Parteikollegin Fischer „eine hervorragende Kandidatin“. Die Abstimmung im September ist für den Altlinken ein „demokratisch notwendiger Prozeß und ein faires Verfahren“.

Als „reizvoll“ begründete Fischer ihren Wechsel von Ost – wo sie seit 1994 im Wahlkreis Marzahn/Hellersdorf grüne Politik für den Bundestag macht – nach West, weil sich in Kreuzberg/Schöneberg die „Probleme bündelten“. Die hohe Jugendarbeitslosigkeit, in Kreuzberg rund 29 Prozent, wolle sie mit einer „konzeptionellen Sozialpolitik“ angehen. Karen König