Libyer in Rom verhaftet

■ Mutmaßlicher Attentäter auf Berliner Disko „La Belle“ wurde in Italien gefaßt

Berlin (taz/dpa) – Elf Jahre nach dem Anschlag auf die Berliner Diskothek „La Belle“ ist in Rom ein Libyer als Mitglied des „Terror-Kommandos“ verhaftet worden. Wie die italienische Polizei gestern mitteilte, handelt es sich um den 40jährigen libyschen Exgeheimdienstler Musbah Abulgasem Eter, gegen den ein deutscher Haftbefehl vorliegt.

Bei dem Anschlag am 5. April 1986 waren drei Menschen getötet und über 200 zum Teil schwer verletzt worden. Die US-Regierung bezichtigte Libyen als Drahtzieher und ließ als Vergeltung zehn Tage später die libyschen Städte Tripolis und Bengasi bombardieren.

Vier Beschuldigte sitzen wegen des Anschlages bereits in Berlin in Haft. Eter gilt als wichtiger, aber auch als schwieriger Zeuge der Staatsanwaltschaft. Er hat unter bislang unklaren Umständen beim deutschen Botschafter auf Malta ausgesagt. Ihm wird eine geheimdienstliche Vita nachgesagt, deren Anfänge im dunkeln liegen. Die Berliner Staatsanwälte behaupten, daß sich Eter am 30. Dezember 1987 in die US-Botschaft in Ostberlin begeben hat. Er berichtete dort über seine anstehende Rückreise nach Libyen, die er vermeiden wollte. Eter habe erfolglos um Unterstützung gebeten – bis Mitte März 1989 sei es dann in Berlin zu „gelegentlichen Kontakten“ mit US-Geheimdiensten gekommen. Als Motiv für Eters Geständnis gab die Berliner Staatsanwaltschaft dessen Wunsch an, „offensichtlich, unter Inkaufnahme eigener Bestrafung und Gefährdung, den familiären Lebensmittelpunkt in Berlin zu begründen“. Anklage wegen „La Belle“ wurde Anfang 1997 erhoben. Eter hat sich aber offenbar danach im Februar abgesetzt. Er wurde jetzt nach Hinweisen aus Deutschland am Dienstag auf einer Straße in Rom gefaßt. Er soll für die Konstruktion der Bombe verantwortlich gewesen sein. Mit Eter wurden in Rom „zwei Frauen aus Libyen und Italien sowie ein libyscher Staatsbürger“ wegen Begünstigung festgenommen. wg