Blühen verboten

■ Die Kinderoper „Der eigensüchtige Riese“

Die warme Stimme des Erzählers Hans Paetsch füllt den Raum. Sie spricht von der Eigensucht des einsamen und herrschsüchtigen Riesen, der keine Kinder in seinem Garten ertragen kann. Niemand traut sich mehr in seinen Garten. Auch der Frühling nicht, und so bleibt es in seinem Garten frostkalt. Eines Tages entdeckt der Riese, daß alles wieder blüht. Die Kinder sind durch ein kleines Loch in der Mauer in den Garten gekommen und sitzen in den nun blühenden Baumkronen. Nur in einer Ecke ist noch Winter, weil ein kleiner Junge die Äste des Baumes nicht erreicht. Beim Anblick des Knaben wird das Riesenherz weich und der Große hilft dem Kleinen auf den Baum. Als ihn der Junge zum Dank küßt, schmilzt seine Eigensucht dahin und verwandelt sich in Liebe. Er läßt die Kinder wieder in den Garten und es wird endlich überall Frühling.

Die englische Kinderoper von Francis Shaw, Der eigensüchtige Riese, basiert auf dem gleichnamigen Märchen von Oscar Wilde. Nach einem Libretto von Michael Finch gelangt das Stück unter Regie von Angela Kirsch-Arp in der Hochschule für Musik und Theater zur deutschen Erstaufführung. Die Oper ist ein gemeinsames Projekt der Jugendmusikschule Hamburg, der Hamburgischen Staatsoper und der Fachhochschule Hannover für Kunst und Design. Schüler und Schülerinnen der Jugendmusikschule Hamburg spielen und singen die Parabel von Liebe und Eigensucht. Die Kinder überzeugen vor allem musikalisch, beeindruckend ist die stimmliche Präsenz auch der ganz Kleinen. Schauspielerisch sind sie ein bißchen zu artig, um kindliche Natürlichkeit glaubhaft zu spielen. Matthias Lüderitz' wunderbar kräftiger Bariton gibt eine wunderbare Riesenstimme ab, in der trotz aller Wucht auch die versteckte Zartheit des einsamen Giganten spürbar wird.

Katja Fiedler