■ Das Portrait
: Der Urpaparazzo war Italiener

Er lauerte auf der berühmten Via Veneto, zwischen Café de Paris und Excelsior. Dort, wo die Stars, die Reichen und die Geistreichen promenierten und sich lustvoll der Öffentlichkeit preisgaben. Dort, wo sich im Rom der fünfziger Jahre die Welt des Glamours zeigte. Und er war immer dabei: Die Kamera vor das Auge geklemmt, sprang er hinter Blumentöpfen hervor und saß auf knatternden Mopeds, um die Reichen und Schönen zu erwischen. Er hieß Paparazzo und war in dem Film „La Dolce vita“ der ständige Begleiter von Marcello Mastroianni. Gespielt wurde der Paparazzo von Walter Santesso.

Der Sensationsfotograf war geboren. Obwohl eine Figur namens „Paparazzo“ zum ersten Mal in einem Roman des britischen Autors George Gissing (1857–1903) auftauchte, wurde der Name erst durch Federico Fellinis 1960 gedrehten Film zum Synonym für aufdringliche Fotografen. „Paparazzo“, das heißt auf italienisch soviel wie „bissiger Insektenschwarm“.

Fellinis Vorbild für den Film-Paparazzo war der damals bekannte Fotograf Tazio Secchiaroli. Der Regisseur verbrachte viele Abende mit ihm und ließ sich alle Tricks zeigen: Wie lauert man seinen Opfern auf? Wie provoziert man? Wann drückt man ab? Schon damals begannen die Paparazzi in die Privatsphäre der Prominenten einzudringen. Und ihre Auftraggeber verlangten immer sensationellere Bilder. Zurückhaltung kannte bald niemand mehr.

Zu Fellinis Zeiten galten die Paparazzi noch als Abenteurer, die man bewunderte. Bekanntlich hat sich ihr Image geändert. Den Jägern, die hinter Teleobjektiven vor Hoteleingängen lungern, Mauern überklettern und sich aus Kofferräumen hängen, ist das Ansehen abhanden gekommen. Heute nennt man sie „Monkeys“, wenn sie wie die Affen in Bäumen hängen. In der Öffentlichkeit haben die Methoden der Paparazzi nichts mehr von der Faszination, mit der sie in Fellinis „La Dolce vita“ auftraten.

Selbst Fellini, Vater des Paparazzos, mußte erleben, wie es ist, „abgeschossen“ zu werden. „Schämst du dich nicht?“ soll der sterbende Filmemacher einen Fotografen gefragt haben, als der ihn im Krankenbett fotografierte. „Du hast mich doch erfunden“, soll dieser geantwortet haben – und ließ es klicken. Nicol Ljubic