Herzliche Wahlkampfgrüße

Hafenkrankenhaus: Initiative kritisiert die neue Planung, die GAL hat zwei Meinungen, alle anderen finden's gut  ■ Von H. Haarhoff und L. Schönemann

Eine Praxisklinik am Standort Hafenkrankenhaus mit immerhin 40 Betten? Die Stadtteilinitiative, die seit Monaten für ein Gesundheitszentrum auf St. Pauli kämpft, steht dieser Idee (taz berichtete gestern) nicht nur positiv gegenüber: Schön, daß die Stadt überraschend bereit ist, auf die Forderung nach stationärer Versorgung einzugehen. „Aber die Praxisklinik ist nur ein Mosaikstein in unserem Gesamtkonzept“, betont Frank Eyssen von der Initiative. Denn ursprünglich hatten die ehemaligen Besetzer des Hafenkrankenhauses mindestens viermal soviel Betten gefordert.

Die Initiative ärgert sich darüber, daß offenbar Pläne festgeklopft werden, bevor die Ergebnisse der Bedarfsanalyse vorliegen. Das Planungsbüro der Ini hat exakt ein Prozent der betroffenen Bevölkerung in St. Pauli und Neustadt – also 727 repräsentativ ausgesuchte Menschen – befragt, wie sie sich eine Gesundheitsversorgung vorstellen. Deren Antworten, so Eyssen, „liegen jedoch erst nächste Woche vor“.

Dann will auch Stadtentwicklungssenator Thomas Mirow (SPD) beim St. Pauli Forum am kommenden Mittwoch die Idee einer Praxisklinik offiziell vorstellen. Nach dem „weitgehend fertigen Konzept“, so Mirow, der Hildebrandt Gesundheitsconsult sollen der hafenärztliche Dienst, der wiedereröffnete Operationssaal und zahlreiche sozialtherapeutische sowie psychiatrische Projekte unter einem Dach vereint werden. Es ähnelt stark einem Zusammenschluß niedergelassener Ärzte in Mümmelmannsberg, die dort seit zwanzig Jahren ein Haus mit Operationssälen und 82 Betten betreiben.

Der neu gewählte Senat soll nach Mirows Planung dem Konzept im Oktober zustimmen. Sollte er dann Gesundheitssenator sein, scherzte gestern der gesundheitspolitische Sprecher der GAL, Peter Zamory, stehe er „diesem Konzept sehr positiv gegenüber“. 40 stationäre Betten, „das kann als Kernstück eines Gesundheitszentrums funktionieren“. Die Forderung der Stadtteil-Initiative nach drei- bis viermal so viele Betten dagegen hält er für „unrealistisch“. Realo Zamory widerspricht damit seiner Parteikollegin Susanne Uhl vom linken Parteiflügel. Die will das Ergebnis der Bedarfsanalyse der Initiative „zur Verhandlungsgrundlage machen. Wenn 150 Betten herauskommen, sind es 150“.

Die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD, Petra Brinkmann, will ihre Zustimmung „vom Finanzierungskonzept“abhängig machen. „Die Kassen müssen mitspielen“, fordert auch die Statt Partei. Sie befürwortet die Praxisklinik, „wenn die Nachfrage da ist“. Daran aber hat SPDlerin Brinkmann so ihre Zweifel: „Seit der Schließung des Hafenkrankenhauses ist der Andrang weder in St. Georg noch anderen Krankenhäusern gestiegen.“

Unterdessen diskutierte der Bauausschuß Mitte gestern abend darüber, der stadteigenen Wohnungsgesellschaft GWG einen Vorwegbescheid zum Bau von 220 Altenwohnungen auf dem Hafenkrankenhausgelände zu erteilen. Der garantiert der GWG lediglich, daß die Stadt – sollte sie sich später gegen den Bau aussprechen – die entstandenen Planungskosten übernimmt.

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