Wahnsinnige Hirne in vergifteten Körpern Von Karl Wegmann

„Gibt's doch gar nicht“, zitiert Konscho sichtlich erregt deutsches HipHop-Liedgut, „da haben die doch schon wieder 100 Tonnen britisches Rindfleisch beschlagnahmt.“ „Genau“, meint Willy, „und die anderen 100 Tonnen sind längst zu Wurst verarbeitet und weggefressen.“ „Die reagieren immer erst, wenn's zu spät ist“, erkennt Hermann, „da müßte doch mal ein anderer aktiv werden, Greenpeace oder so.“ „Greenpeace?“ fragt Willy höhnisch. „Mach dich doch nicht lächerlich! Die von Greenpeace taugen gerade mal für einen sexistischen Witz in ,Vergessene Welt‘, aktiv werden die doch nur noch, wenn Radovan Karadžić mit Atomwaffen Delphine jagen würde.“ „Toll“, schaltet sich Konscho wieder ein, „und ich weiß nicht mehr, was ich essen soll.“ „Ein wahnsinniges Hirn in einem vergiften Körper“, Willy bringt die Sache auf den Punkt. „Na ja“, sagt Hermann, „früher waren die Lebensmittel ja auch nicht ganz astrein — Hundefleisch in Bockwürsten und andere Verbrechen.“ „Häh?“ fragt Willy. „Hot dogs“, sagt Hermann, „die Amis haben damals aus Hundefleisch Würstchen gemacht, daher der Name.“ „Das“, lächelt Willy, „ist eines der ältesten Gerüchte der Welt.“ Und dann erzählt er uns die Geschichte des Hot dog:

„Es war um die Jahrhundertwende in New York. Damals wurde Fast food geboren. Der Renner in Sportstadien waren heiße Frankfurter Würstchen. Aber die ließen sich auf den Tribünen schwer servieren und essen. Harry M. Stevens hatte eine geniale Idee. Er steckte die Würste in warme, längliche Brötchen und nannte sie zunächst ,Red Hots‘, weil die heißen Frankfurter mit einer scharfen Senfpaste gereicht wurden. 1903 erschien eine Zeichnung des berühmten Sport-Cartoonisten T.A. Dorgan, die einen Dackel zwischen zwei Brötchenhälften zeigte, eine Anspielung darauf, daß Dackel wie Frankfurter lang und rötlich waren und aus Deutschland stammten. Daraus entstand der Name ,Hot dog‘, der sich innerhalb kürzester Zeit einbürgerte. Dann kam das Gerücht auf, daß Hot dogs tatsächlich aus Hundefleisch zubereitet würden. Der Verkauf stockte. Die New Yorker Handelskammer griff schließlich ein und gab eine offizielle Erklärung ab. Der Name ,Hot dog‘ wurde aus der Produktwerbung verbannt. Vergeblich. Heute wird ,Hot dog‘ weltweit verstanden, und nur noch absolute Deppen glauben...“ „Is' ja schon gut“, mault Hermann.

„Warte mal, warte mal“, Konscho wird ganz hibbelig, „ich glaub', ich hab' auch eine geniale Idee. Ich meine, Rinderwahn, Schweinepest, Salmonellenhühner und Würmer im Fisch – man kann kaum noch Tiere essen. Warum nehmen wir uns nicht die Köter vor? Hundefleisch ist doch 'ne prima Alternative. Diese ganzen Zierhunde sind doch bestens geeignet. Sie wurden medizinisch betreut und bekommen das beste Futter. Außerdem gibt es Millionen. Also her mit dem Dackel, und ab auf den Grill! Warum sich mit Fälschungen zufriedengeben? Wir machen echte Hot dogs.“ „Nicht uninteressant“, meint Willy. „Genau“, sagt Hermann, „und unsere Nachbarin hat sich gerade einen jungen belgischen Schäferhund angeschafft...“ Und dann verabreden sich alle für Samstag, Grillabend. Man muß schließlich die letzten schönen Sommertage ausnutzen.