Zwei Terroranschläge zugegeben

■ Hintermann des La-Belle-Anschlags will auch am Attentat auf das Berliner Maison de France beteiligt gewesen sein

Berlin (rtr/taz) – Einer der Hintermänner des Anschlags auf die Berliner Diskothek La Belle, der Libanese Yasser Chraidi, soll sich Mitte der 80er Jahre auch des Bombenattentats auf das Berliner Kulturzentrum Maison de France bezichtigt haben. Dies soll aus Unterlagen der Staatssicherheit hervorgehen, erklärten gestern die Verteidiger von Johannes Weinrich. „Steve“ Weinrich, frühere rechte Hand des inhaftierten Top- Terroristen „Carlos“, steht in Berlin wegen des Maison-de-France- Anschlags seit eineinhalb Jahren vor Gericht. Bei dem Anschlag auf das Kulturzentrum 1983 waren ein Mensch getötet und 23 zum Teil schwer verletzt worden.

Der Weinrich-Verteidiger Elfferding beantragte gestern, daß einer der fünf Angeklagten aus dem La-Belle-Verfahren als Zeuge vernommen wird. Der des Mordes beschuldigte Deutsche Ali Chanaa habe 1985 als Inoffizieller Mitarbeiter (IM „Alba“) der Stasi gemeldet, daß der Palästinenser Chraidi nach eigenen Angaben den Sprengstoff für den Anschlag auf das Maison de France besorgt und für die Explosion präpariert habe. Den Sprengstoff habe er dann persönlich einem Mitglied der armenischen Untergrundarmee „Asala“ übergeben. Den Verteidigerangaben stehen die Aussagen des mitangeklagten früheren syrischen Diplomaten Nabil Critah entgegen. Dieser hat erklärt, er habe Weinrich den Sprengstoff übergeben. Zudem stellten die Nachrichtendienste wenige Tage nach dem Anschlag in Belgrad im Gepäck von Weinrich einen offenbar an „Carlos“ gerichteten Brief sicher. Darin heißt es: „Die Operation hatte eine größere Wirkung, als ich erwartet hatte.“

Das Gericht sieht nun „Aufklärungsbedarf“, es will die entsprechenden Stasi-Akten in das Verfahren einbeziehen. wg