Athen hat Olympia 2004

■ Die griechische Hauptstadt gewinnt IOC-Wahl gegen Rom und Kapstadt

Berlin (taz) – Die Olympischen Spiele finden im Jahr 2004 in Athen statt. Dies entschied das Internationale Olympische Komitee (IOC) gestern abend in Lausanne. Die Wahl kam am Ende doch etwas überraschend, nachdem die griechischen Hauptstadt bei Buchmachern und Experten zuletzt hinter die Favoriten Rom und Kapstadt zurückgefallen war. Die weiteren Bewerber – Buenos Aires und Stockholm – waren chancenlos.

Athen war 1896 der erste Gastgeber für Olympische Spiele moderner Zeitrechnung. Die Niederlage gegen Atlanta 1996 war ein schwerer Schlag für die Griechen gewesen, hatte sie aber veranlaßt, statt eines bloßen Beschwörens des Mythos auf eine professionelle Bewerbung zu setzen. Juan Antonio Samaranch, eben als IOC- Präsident wiedergewählt, hat während der Leichtathletik-WM Gefallen gefunden an dem Mix aus olympischer Tradition und der fortschrittlichen Technologie und Infrastruktur. Prima: Der Mythos von 1896 läßt sich verkaufen, die professionelle Bewerbung gewährleistet es.

Athen hat einen soliden Finanzplan mit Ausgaben von 1,6 Milliarden Dollar, gute Sportstätten und eine technologische Infrastruktur auf hohem Niveau. Mag sein, daß es die „historische Schuld“ war, in der sich Samaranch wähnte. Vielleicht haben auch IAAF-Präsident Primo Nebiolos Tolpatschigkeiten den Ausschlag für Athen und gegen Rom gegeben. Letztlich jedenfalls entschied sich das IOC für das offensichtliche Geschäft und gegen eine politische oder zumindest symbolische Geste: Olympia erstmals nach Afrika zu vergeben.

Der südafrikanische Präsident Nelson Mandela hatte Kapstadts Bewerbung verkauft als einen der letzten Schritte auf seinem politischen Weg. „Ich stehe hier vor Ihnen, um Sie zu bitten“, so hatte er am Nachmittag gesprochen, „in Afrika die ersten Spiele des neuen Jahrtausends abzuhalten.“ Manche empfanden das als „moralische Erpressung.“ Das IOC hat nun zumindest bewiesen: moralisch erpreßbar ist man nicht. pu