Now you belong to heaven...

■ ...singt heute abend Elton John am Sarg Dianas. Unter dem Druck der Medien sprach die Queen live im britischen Fernsehen: knapp und majestätisch emotionslos. Die heutige Beerdigung ist die größte Medienschau seit der Hochzeit

Berlin (taz) – Früher war alles anders: Da sprach die britische Königsfamilie eigentlich gar nicht mit dem Volk, allenfalls zum Volk, aber auch das nur dann, wenn sie das selbst wollte. Heute sah sich Queen Elizabeth II. vehement gedrängt, sich zur Ansprache vor eine Kamera zu setzen. In einer knappen und emotionsfreien Ansprache erinnerte die schwarzgekleidete Queen „als Königin und Großmutter“ an Diana als eine „außergewöhnliche Persönlichkeit“ – und dankte den Tausenden Trauernden im Namen der königlichen Familie für die Blumen. Heute, bei der Beerdigung der Prinzessin, solle Großbritannien sich der Welt als eine geeinte Nation präsentieren, die ihre Lektionen aus dem Leben und dem Tod Dianas ziehe. Alle, die Diana gekannt hätten, würden sie niemals vergessen. Die Queen bestimmt nicht, hatte Diana doch bis nach ihrem Tod noch Ärger gemacht. Kaltherzigkeit und Gefühllosigkeit hatten die britischen Medien der Königsfamilie nach dem Unfall der Prinzessin vorgeworfen.

Dianas Ex-Ehemann, Prinz Charles, hatte sich schon am Nachmittag vor dem Kensington-Palast in London eingefunden, um dort mit dem Publikum zu sprechen. Dazu hatte er sogar die beiden halbwaisen Prinzen Harry (12) und William (15) mitgebracht – was die Menschen erwartungsgemäß besonders berührte. Die Queen tat es Charles gleich und sprach mit Menschen vor dem Buckingham-Palast. Sie wird auch froh sein, wenn das Spektakel heute abend vorbei ist.

Dieses aber sprengt alle Dimensionen. Etwa in Deutschland: auf allen Sendern ein Programm. Wenn heute früh um 10.08 Uhr der Sarg der toten Diana Spencer auf seinen Weg von der früheren Wohnung der Princess of Wales im Kensington-Palast zur Westminsterabtei gefahren wird, dann wird es in Deutschland sein wie zu den besten Zeiten des öffentlich-rechtlichen Fernsehmonopols. Keiner der Sender läßt es sich nehmen, in London dabeizusein – selbst die Privatsender machen's werbefrei. International sieht es nicht viel anders aus: Die britische BBC rechnet mit 2,5 Milliarden Zuschauern. In 187 Ländern wird die Zeremonie übertragen, in 44 Sprachen übersetzt.

Die BBC, die neben ihrem privaten Konkurrenten ITV die Rechte vom Königshaus bekam, reichte sie an die öffentlich-rechtlichen Mitglieder des Eurovisions-Zusammenschlusses kostenfrei weiter. Privatsender müssen zwar bezahlen, die erwarteten Milliardenerlöse jedoch wird die BBC an die Diana-Stiftung übertragen, die das Geld karitativ einsetzen will.

Auch bei den Printmedien, die eben noch wegen Dianas Tod am Pranger standen, hat das Ereignis einen Boom ausgelöst: Auf den Zeitungspapiermärkten gab es einen Nachfrageschub. „Die Welt braucht mehr Rotationspapier, wenn so etwas passiert“, sagte ein Sprecher des schwedischen Papierkonzerns MoDo. Britische Zeitungen hatten ihre Auflagen seit Dianas Tod um bis zu 50 Prozent gesteigert. Lutz Meier, Bernd Pickert

Siehe Seiten 9, 10 und 13

Und zum Mitsingen hier die vom Buckingham-Palast offiziell bekanntgegebene Version von „Candle in the Wind“, wie sie heute Elton John hinhauchen wird: