Kleine Gesten zwischen Iran und Israel

Ein iranischer Regisseur zeigt Filme im Lande des „kleinen Satans“ und löst damit zu Hause einen Konflikt aus. Doch dann sendet die neugewählte Führung in Teheran andere Signale  ■ Von Kambiz Behbahani

Berlin (taz) – Irans scheidender Minister für Kultur- und Religiöse Führung schäumte. „Zionistischen Kulturraub“ warf Mostafa Mirsalim den Israelis vor. Der Grund: Beim internationalen Filmfestival in Jerusalem im Juli waren vier Spielfilme des bekannten iranischen Regisseurs Mohsen Machmalbaf gezeigt worden.

Mirsalim behauptete, er habe den Verkauf der iranischen Filme an Israel verboten. Doch Machmalbaf und seine französische Agentur bestreiten das. Die Irans Konservativen nahestehende Tageszeitung Kayhan lud den in Teheran lebenden Regisseur zum Interview. Mirsalim persönlich habe 1995 in Anwesenheit von acht Personen aus dem Bereich Kunst und Politik im Jahr 1995 dem Verkauf der Filme an Israel zugestimmt, erklärte der Regisseur. Erst als nach der Wahl Mohammad Chatamis zum neuen iranischen Präsidenten Mirsalims Abgang bevorstand, ordnete letzterer in aller Eile an, daß „ohne die Genehmigung des Ministeriums für Kultur und Religiöse Führung die Aufführung iranischer Filme im Ausland verboten ist“. Die Zeitung strich genau diese Passagen aus dem Interview.

Empört schrieb Machmalbaf einen Leserbrief – der wurde nicht gedruckt. Schließlich schickte der Regisseur eine Kopie an die Zeitung Salam, die den Brief veröffentlichte. „Mir ist klar, bei eurem Krieg mit Israel handelt es sich nicht um die Wiederherstellung der Rechte von Palästinensern“, schrieb er darin. „Israel wird nur als Vorwand benutzt, um einen neuen Schlag gegen innenpolitische Gegner zu führen.“ Und an den scheidenden Minister gerichtet: „Die iranische Kunst ist in ihrer Geschichte immer ,Hofkunst‘ gewesen. Wann endlich darf sich die iranische Kunst vom Hof entfernen? Herr Minister, vergessen Sie nicht, eine Weile haben Sie meinen Film ,Teppich der Armen‘ gesperrt und bis heute meinen Film ,Brot und Blumentopf‘ ohne Grund unter Verschluß gehalten.“

Seit Mirsalims Nachfolger Ajatollah Mohadscherani sein Amt angetreten hat, ist der Konflikt aus den Medien verschwunden. Vielleicht ist es ein Zeichen dafür, daß die neue Führung das bisher übliche verbale Eindreschen auf den „kleinen Satan“ Israel reduzieren will.

Ein indirektes Angebot für ein weniger gespanntes Verhältnis zwischen Iran und Israel kam bereits aus dem israelischen Außenministerium. Nach zwölf Tagen Sendezeit annullierte es einen Vertrag über die Nutzung des israelischen TV-Satelliten Amos durch die oppositionellen iranischen Volksmudschaheddin. Die hatten dort ihr Programm „Gesicht des Widerstands“ in den Iran ausgestrahlt. „Gesicht des Widerstands“ vertrete die Gewalt, begründete Israels Regierung den Schritt, der auch eine „Geste des guten Willens gegenüber der neuen Regierung von Chatami“ sei.

Kurze Zeit später meldete das persischsprachige Programm von Radio Israel, die Regierung in Jerusalem plane, Schulden aus der Schah-Ära an die Islamische Republik zurückzuzahlen. Wegen Öleinkäufen hat Israel seit der Revolution von 1979 in Teheran Außenstände in Höhe von 650 Milliarden US-Dollar. Eine russische Firma vermittelt nun die Begleichung. Sogar seither angefallene Zinsen will Israel bezahlen. Gesamtwert der Rechnung: etwa eine Milliarde Dollar.