■ Standleitung: Kurz vor zehn, Hund kriegt Futter
„Feuersteins Nacht“, So., 20 Uhr, WDR
„Komprimiertes Leben“ hatte Feuerstein angedroht, komprimiert meinte aber nicht die 12 Stunden Sendezeit, nein, komprimiert insofern, als daß inszeniert wurde, was im echten Leben – ohne Kameras –, aber auch bei längerem Warten, wenn überhaupt, bloß in Gedanken geschieht. Aber es ist ja Fernsehen. Und dann ging mein Fernseher kaputt.
Anruf bei einer Freundin mit intaktem Fernseher. Na, da war die Freude aber groß ob der Ankündigung, ungefähr stündlich zum Umschalten genötigt zu werden. Kurz vor acht, der Dame Hörer liegt an deren Fernseher, sie kocht sich derweil was, interessiert sich nicht „für den Quatsch“ – und da höre ich Feuerstein, er macht sich „erst mal einen Tee“. Gute Idee, mache ich auch. Dann gucken wir uns „erst mal zusammen die Nachrichten an“. Wir! Zusammen! Es scheint, als könne die bleierne Übertragung von Dianas Heimgang am Samstag in Tempolosigkeit noch übertroffen werden. Stillstand, Marmor und Flaggen dort, bei Feuerstein Hund und Nachbarn.
Entgegen der Verabredung ruft die Freundin schon um halb neun nun ihrerseits an. Gerade habe Feuerstein ca. vier Minuten lang seinen Hund mit einem Cracker gefüttert, und ich könne „ja jetzt noch mal ein paar Minütchen reinhören, aber dann ist auch genug“. So was Langweiliges habe sie noch nie erlebt. Vorsätzliche Langeweile ist ja oft Quell größten Amüsements, 12 Stunden aber sind ein harter Cracker. Kurz vor zehn, Hund kriegt schon wieder Futter. Die Medientrauerweide Neil Postman sähe uns samt Feuerstein vielleicht zu Tode segmentiert. Was bestimmt nicht die übelste Art der Löffelabgabe ist, wieder verglichen mit Diana. Benjamin v. Stuckrad-Barre
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