Hennemann litt unter„Realitätsverlust“

■ Vulkan-Ausschuß: Commerzbank fühlte sich getäuscht

Die Commerzbank ist vom Vulkan-Management bis zum Oktober 1995 über die finanzielle Lage des Konzerns getäuscht worden. Das hat Christian Traxel von der Commerzbank Hamburg gestern vor dem Untersuchungsausschuß ausgesagt. Erst im Oktober habe er erfahren, daß die Verluste, die der Vulkan im Laufe des Jahres 1995 gemacht habe, erheblich höher gewesen seien als zunächst angegeben.

Noch im September hatte ein Bankenkonsortium unter Führung der Commerzbank dem Vulkan einen Überbrückungskredit von 300 Millionen Mark gewährt. Er sei „erbost“gewesen, als er die Täuschung im Oktober erkannt habe, sagte Traxel. Gleichwohl machte Traxel, Leiter der Commerzbank in Bremen (bis 1985) und Hamburg (ab 1986), den Vorstandsvorsitzenden Friedrich Hennemann nicht dafür verantwortlich. Er hätte sich von Hennemann „korrekt informiert“gefühlt, betonte der Banker. Hennemann habe sich auf seinen Controller Hans Schnüttgen und auf den Finanzvorstand Günther Schmidt verlassen, und diesen Vorstandsmitgliedern seien „Fehler unterlaufen“.

Das Vulkan-Management sei mit dem schnellen Wachstum des Konzerns durch den Aufkauf von Ostwerften überfordert gewesen. „Die Manager waren zu stark mit Papieren und Vorlagen beschäftigt und nicht so sehr damit, dem Unternehmen Führung zu geben.“Schon im August 1995 sei erkennbar gewesen, daß die Subventionen für die Ostwerften im zentralen Cash-Management in andere Kanäle geflossen seien, sagte Traxel auf Nachfrage. Das sei jedoch noch kein Grund zur Beunruhigung gewesen. „Das Geld war nicht mehr als Cash sichtbar, konnte aber wieder mobilisiert werden“, war seine damalige Einschätzung. Vier Wochen später hätte sich allerdings herausgestellt, daß „ein beachtlicher Teil“des Geldes, das für die Modernisierung der Ost-Werften vorgesehen war, anderweitig ausgegeben worden war.

Hennemann sei ein „hochintelligenter Mann“. Seine Vision von einem maritimen Schiffbaukonzern sei „durchaus vernünftig“gewesen. Es hätte ihm allerdings an „Durchsetzungsvermögen“gefehlt. Die Antwort auf die Frage, warum Hennemann auf Druck der Banken gehen mußte, beantwortete Traxel ausweichend. „Ich bin nicht der Entscheider. Ich hatte nur eine Meinung.“Im Laufe des Jahres 1995 hätte er bei Hennemann gleichwohl eine „Veränderung der Persönlichkeit“festgestellt. Der Vorstandsvorsitzende hätte sich zurückgezogen und unter „Realitätsverlust“gelitten, so Traxel. Selbst die Gespräche mit den Banken hätte Schmidt geführt.

Hennemann sei viel zu spät durch den Nachfolger Udo Wagner ersetzt worden. Wäre die Nachfolge früher geklärt worden, so Traxel, wäre der Vulkan „wenn überhaupt, dann später zerfallen.“ kes