Mit dem Ökomobil in den Stau

■ Die Internationale Automobil-Ausstellung in Frankfurt präsentiert in diesem Jahr vor allem Nischenfahrzeuge: vom Porsche mit 300 PS bis zum umweltfreundlichen Drittwagen

Heute stürmen Autohändler und -entwickler die Frankfurter Messehallen, ab Samstag sind alle Liebhaber von Chrom und Blech willkommen. 1.270 Aussteller aus 41 Ländern zeigen Blechkisten zum Transport von kleinen Personengruppen und Einzelmenschen. Die meisten der 33 Neuheiten, die bei der IAA neu vorgestellt werden, sind Nischenfahrzeuge für eine Kundschaft, die Spaß und Freizeit in ihrem Vehikel erleben möchte.

So spielt bei einigen Neuentwicklungen der Spritverbrauch keinerlei Rolle mehr: Der Porsche 911 mit 300 PS und einer Höchstgeschwindigkeit von 280 Stundenkilometern schluckt 20 Liter im Stadtverkehr – nichtsdestotrotz die Hauptattraktion. Doch auch der von einem Schweizer Ingenieurbüro und Greenpeace entwickelte Smile, der aus einem Renault Twingo weiterentwickelt wurde und durchschnittlch 3,3 Liter verbraucht, ist in Frankfurt zu sehen. Mercedes präsentiert der Öffentlichkeit erstmals seinen zusammen mit Swatch entwickelten „Smart“, der im kommenden Frühjahr mit einer Auflage von 130.000 im ersten Jahr auf die Straßen kommen soll. Zur Entlastung des Klimas wird der Zweisitzer mit einem Spritverbrauch von über vier Litern kaum beitragen: Die Hersteller selbst preisen ihn nur als Zweit- oder Drittwagen an.

Der silbergraue „Carisma“ von Mitsubishi drehte sich gestern weitgehend unbeachtet auf einem schrägen Podest. Doch der äußerlich unauffällige Mittelklassewagen wird die Konkurrenz mit Sicherheit nachhaltig verunsichern.

Denn der japanische Konzern hat einen Benzinmotor mit direkter Einspritzung entwickelt, der bereits in Großserie produziert wird.

Im Vergleich zur bisher üblichen Technik, die mit geringem Druck und Ansaugtechnik arbeitet, benötigt der Mitsubishi-Motor ein dünneres Luft-Benzin-Gemisch und dadurch weniger Sprit. 6,3 Liter frißt der „Carisma“ mit seinen 125 PS und 1,8 Liter Hubraum – das sind mindestens 20 Prozent weniger als vergleichbare Autos mit der alten Technik. Zwar erreicht der Wagen bisher nur die gültige Euro-Abgasnorm 2. Doch die Techniker sind optimistisch, daß auch die ab dem Jahr 2000 geltenden Grenzwerte erreichbar sein werden.

Der südkoreanische Konzern Daewoo präsentierte gestern seinen Miniwagen d'Arts. Der soll vor allem in Indien und Polen Furore machen. Doch auch hierzulande soll der Absatz steigen. „Im Jahr 2000 wollen wir ein Prozent des deutschen Marktes beliefern“, sagte Daewoo-Chef Tae-Gou Kim. Daewoo baut, genau wie viele andere Autohersteller auch, weltweit enorme Kapazitäten auf. Der Autoboom brachte Daimler- Benz immerhin schon zu der Ankündigung, in diesem Jahr mehr als 4.300 neue Stellen zu schaffen und die Zahl der Auszubildenden um 10 Prozent zu erhöhen.

Obwohl Prognosen davon ausgehen, daß im Jahr 2.000 etwa 22 Millionen Autos mehr produziert werden können als nachgefragt werden, sieht Daewoo, wie andere Autokonzerne auch, darin kein Problem. „Das Recht auf Mobilität ist weltweit“, meint Ulrich Bez aus der Daewoo-Forschungsabteilung. In China und Indien werde die Infrastruktur in den kommenden zehn Jahren autogerecht ausgebaut. Dann werden weltweit 70 Millionen Autos benötigt.“ Annette Jensen