Rauschen vorbeifahrender Autos

■ Kleines Plädoyer dafür, sich Filme aus der HfbK anzusehen

Eine kleine Warnung vorweg: Dies ist kein objektiver Artikel. Dies ist ein Plädoyer. Und zwar dafür, heute abend seine häuslichen vier Wände zu verlassen und entweder um 21.15 Uhr oder um 23 Uhr ins Metropolis Kino zu gehen und sich die neuen Filme aus der Hamburger Hochschule für bildende Künste anzusehen, die dann dort laufen.

Mag sein, daß nicht alle Filme den Perfektionsstandards genügen, den mancher Zuschauer an Kinoerlebnisse zu legen gewohnt ist. Mag auch sein, daß manche dieser Filme auf eine Weise mit dem Medium Film umgehen, die, sagen wir: anders ist. Aber: Was soll man denn von jungen Filmkünstlern erwarten? Doch wohl bestimmt nicht, daß sie sich in die vorgefundenen Konventionen einfinden und genau so Filme machen, erst noch handwerklich ein wenig schlechter, allmählich aber immer runder, wie es ihnen vorgemacht wird. Nein, Anfänger im guten Sinne sollen auch immer wieder das Medium neu entdecken und ausprobieren. Und dies ist vielleicht das, was man den jungen Filmemachern, deren Filme heute abend gezeigt werden, tatsächlich vorwerfen könnte – daß sie noch zu wenig experimentieren. Statt unglaublich seltsamer Filme, wie auf mancher vorangehender HfbK-Vorführung, sieht man gelegentlich schon Streifen, die sich der Konventionalität annähern. Aber trotzdem bleiben die Veranstaltungen Neue Filme aus der HfbK im Metropolis eins der wenigen Hamburger Foren, auf denen ungewöhnliche Filme überhaupt noch gezeigt werden können. Schon deshalb lohnt sich der Besuch.

Die Spannbreite wird heute abend reichen vom hübschen, fünfminuten Trickfilm (Haare von Susanne Link) bis zum 20minüten Dreck (von Dominik und Benjamin Reding), der in interessant, aber etwas moralisch montierten Bildern von einem Polizeipräsidentensohn erzählt, der sich zur Bauwagenszene hingezogen fühlt. Summer von Admassu M. Kombolcha erschien beim flüchtigen Vorabsehen der Videokopien allzu meditativ und vor allem verdammt in die Reichweite aktueller Werbeästhetik hineinzureichen. Aber dafür bietet das HfbK-Programm dann immer Gegengewichte. Diesmal ist es A1 – Glinder Aue von Britta Gröne und Peter Piller. Der Film besteht aus nicht mehr als aus einem neunminütigen Blick auf die Natur unterhalb einer Autobahnbrücke und dem Begleitton: dem Rauschen vorbeifahrender Autos. drk