Mit Modulen fit für morgen

Statt pauschaler Dauerlehrgänge werden Arbeitslosen immer öfter Module angeboten. Sie sind billiger, sollen aber mehr bringen
■ Von Peter Sennekamp

Ohne genau zu wissen, was auf ihn zukommen würde, begann der arbeitslose Christoph Pötter vor einem Jahr einen neuen Lebensabschnitt. Er sagte ja, als das Arbeitsamt ihm ein Paar „Module“ anbot. Auf diese Weise, so Pötter, sollte zumindest die Lücke in seinem Lebenslauf nicht allzu sichtbar werden, wenn er sich das nächste Mal bewerben werde.

Zum Stückpreis von rund 4.000 Mark pro Modul finanzierte das Arbeitsamt dem studierten Diplomingenieur für Informatik das „modulare Traineeprogramm Technik“. Das Modul, das nach Computersoftware klingt, ist allerdings nichts anderes als ein „Lernbaustein“, oder, noch einfacher, ein Seminar. Und: Module erfreuen sich in den vergangenen Jahren zunehmender Beliebtheit auf dem Qualifizierungsmarkt.

Die Gesellschaft für Weiterbildung und Systementwicklung „indisoft“ logiert im feinen Bürocenter am Spreebogen in Charlottenburg und bietet seit gut einem Jahr individuelle Modulkurse für EDV und computergestütztes Design an. Vervollständigt wird der „Bildungsbaukasten“, den indisoft anbietet, durch Projekt-, Qualitäts- und Produktmanagementlehrgänge sowie eine Ausbildung in der Datenkommunikation.

In den neuen, schicken Seminarräumen lehren auch Dozenten der Technischen Universität. Hier rauchen die Köpfe der Arbeitslosen, die Unixe, Linuxe, LANs und DFÜs bestimmen das Bewußtsein. Indisoft hat sich das Konzept auch nicht alleine ausgedacht. „Die Traineeprogramme wurden gemeinsam mit dem Arbeitsamt entwickelt, das auch die Kosten für die Qualifizierungsmaßnahme übernimmt“, erklärt Projektkoordinatorin Angela Jahnkow, die die Arbeitslosen auch pädagogisch betreut. Christoph Pötter ist nach der Teilnahme an den Qualifikationsmodulen von dem Konzept überzeugt. „Ich finde das Modulkonzept sehr gut, weil ich genau wählen kann, in welchen Bereichen ich mich weiterqualifizieren will“, so Pötter.

Die Idee mit den Modulen ist in der Tat für viele Seiten attraktiv. Pauschale Weiterqualifizierung, bei der die Arbeitslosen einen großen Teil des Seminarstoffs bereits kennen, der ihnen dann zu den Ohren wieder rausquillt, wird vermieden.

Dank des Bausteinprinzips können Ingenieure, Meister und Facharbeiter viel effektiver und vor allem kostengünstiger nur genau die Module besuchen, in denen sie Qualifikationslücken haben.

Wer EDV-Grundlagen schon kennt, kann zum Beispiel direkt beim Programmieren einsteigen.Das Arbeitsamt spart dabei enorme Kosten — schließlich muß es nicht beispielsweise einen Pauschalkurs für neun Monate bezahlen (12.000 Mark), sondern nur ein dreimonatiges Qualifikationsmodul, so daß nur ein Drittel der Kosten entstehen. Für Indisoft-Geschäftsführer Michael Kästner und für die Projektleiterin Angela Jahnkow ist die Nähe zum Arbeitsmarkt besonders wichtig. So bietet das Unternehmen für die Modulabsolventen auch die Vermittlung von Betriebspraktika an. Fast die Hälfte aller Indisoft-Teilnehmer würden im Anschluß an die Praktika den Sprung ins Arbeitsleben schaffen, ist Jahnkow überzeugt.

Auch Christine Herzer von der Arbeitsvermittlung und -beratung des Arbeitsamtes in Kreuzberg hat mit den Modulprogrammen gute Erfahrungen gemacht. Gerade für höher qualifizierte Arbeitskräfte biete sich gezielte Weiterbildung an, weil die Frustration der Pauschalangebote vermieden würde. Aber darüber, wie viele Arbeitslose tatsächlich nach der Weiterbildung eine qualifizierte Stelle bekämen, „gibt es keine Statistik“, sagt Herzer. Es sei aber deutlich, daß Arbeitslose über Qualifizierungsprogramme und Praktika einen Fuß in die Tür der Unternehmen bekommen und sich so langfristig Stellen erkämpfen könnten.

Ganz so rosig, wie die Indisoft- Sprecherin Jahnkow das Modulbild malt, ist das neue Konzept aber dann in den Augen anderer doch nicht. Denn oft haben die Gruppen in den Modulen einen sehr unterschiedlichen Wissensstand. Damit ist es für die Dozenten sehr schwierig, auf die individuellen Fähigkeiten der Arbeitslosen einzugehen.

Sein Kollege Helmut Fonfara, ausgebildeter Informationselektroniker, der wegen einer Betriebsschließung nach 13 Jahren arbeitslos wurde, stellt dann auch fest: „Beim zweiten Modul sind die Anfänger und die Fortgeschrittenen zusammengestoßen.“ Außerdem kritisiert Fonfara, daß man bei indisoft keinen Abschluß machen könne. Dennoch hofft auch er, nun eine neue Chance auf dem Arbeitsmarkt zu bekommen. Christoph Pötter glaubt, daß sich das Problem der unterschiedlichen Voraussetzungen lösen ließe: Schließlich könne man auch das Modulsystem noch weiter aufgliedern.

Informationen: indisoft, Gesellschaft für Weiterbildung und Systementwicklung, Franklinstraße 11, 10587 Berlin, Tel.: 030 / 390 491-0