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Hapag-Lloyd geht mit der TUI auf große Reise

■ Die Konzentration in der deutschen Touristikbranche geht unvermindert weiter: Hapag will TUI übernehmen. Kartellamt muß noch prüfen. Reisen werden teurer

Berlin/Hamburg (taz/dpa) – Kaum hat der Mischkonzern Preussag das Transport- und Touristikunternehmen Hapag-Lloyd übernommen, plant Hapag, sich ebenfalls zu erweitern. Mehrheitlich will Vorstandschef Bernd Wrede die Touristik Union International (TUI) übernehmen. „Wir halten bisher 30 Prozent an der TUI und wollen die Mehrheit. Wir werden dazu in Verhandlungen mit Mitgesellschaftern eintreten“, sagte Wrede dem Hamburger Abendblatt. Die Westdeutsche Landesbank (WestLB) besitzt ebenfalls 30 Prozent der Anteile, die Schickedanz-Quelle-Gruppe und die Deutsche Bahn AG haben jeweils 20 Prozent.

Eigentlicher Drahtzieher für die Übernahmepläne Hapags ist die WestLB. Die Bank hat bereits in den vergangenen Jahren kräftig in der Reisebranche eingekauft. So hält sie 34 Prozent an dem Flug- und Reisekonzern LTU und besitzt die Reisebürokette Thomas Cook. Lukrativ werden beide Töchter nur, wenn sie mit anderen Teilen der Branche verwoben werden.

WestLB-Chef Friedel Neuber hatte daher schon die von ihm beherrschte Preussag zur Übernahme von 99,2 Prozent an Hapag gedrängt. 2,8 Milliarden Mark bezahlte der Mischkonzern vor zwei Wochen für die große Reise in eine ferne Branche. Mit Hapag kann Neuber nun endlich die Mehrheit an der TUI übernehmen – ein Coup, der ihm vor einigen Jahren vom Kartellamt untersagt worden war. Verbindet er TUI, LTU und die diversen Reisbüros, ergänzen sie sich prächtig: Reiseanbieter TUI bucht fortan Flugzeugsessel nur bei LTU, die ihre Trips in den Reisebüros von Hapag und Thomas Cook vermarktet. Außerdem könnte die TUI aus ihrem finanziellen Korsett als GmbH & Co KG befreit werden und in eine Aktiengesellschaft gewandelt werden. Dann könnten die Großaktionäre den Laden endlich an die Börse bringen und sich so für weitere Expansionen auf dem umkämpften Reisemarkt mit Kapital versorgen.

TUI-Sprecher Bernd Rimele wollte die Pläne gestern nicht bestätigen: „Es war schon immer so, daß unsere Gesellschafter gerne ihren Einfluß vergrößern wollten.“ Das Bundeskartellamt hatte schon Anfang September mitgeteilt, daß die Fusionen nicht ohne Auflagen genehmigt werden. Zumindest die Querverflechtungen um TUI/LTU und Condor/NUR als zweiter Reisegigant müßten gelöst werden.

Doch selbst dann könnte der Wettbewerb noch erlahmen. Und was dann passiere, sagte Kartellamts-Vorsitzender Andreas Knochenhauer, sei ja bekannt. „Dann gehen die Preise hoch.“ ufo

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