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Mit Pfadfinderlilie und Chomeini-Bild

■ Trauer um den im Kampf gegen Israel gefallenen Sohn von Hisbollah-Chef Nasrallah

Beirut (taz) – Der Mann mit dem schwarzen Turban und der breitrandigen Brille zeigt keine Regung. Männer ziehen an ihm vorbei und küssen ihn auf die Wangen, darunter Botschafter und Minister. Seit knapp 24 Stunden weiß Said Hassan Nasrallah, Generalsekretär der libanesischen Hisbollah, daß sein ältester Sohn Hadi tot ist – gefallen am Freitag in einem der mittlerweile fast täglichen Gefechte mit der israelischen Armee im besetzten Südlibanon. Jetzt hängt ein Foto des 18jährigen mit dem noch flaumigen Bart an der Wand eines großen Zeltes im schiitischen Süden Beiruts. Daneben das Bild eines weiteren Märtyrers – ebenfalls höchstens 20. Mindestens ein weiterer Hisbollah-Kämpfer wird vermißt. Außerdem fielen sechs Soldaten der libanesischen Armee und – laut Angaben aus Beirut – vier Israelis, Tel Aviv schweigt zu eigenen Verlusten.

Erfahren hatte Nasrallah vom Tod seines Sohnes ausgerechnet während einer alljährlichen Gedenkfeier für Märtyrer der Guerilla-Partei. Anstatt seinen Auftritt abzusagen, änderte der Hisbollah- Chef nur seine Rede. Mit leicht bebender Stimme reihte er den eigenen Sohn in die Linie der Hunderte Märtyrer der Partei Gottes ein, denen – gefallen im Kampf gegen die israelischen Besatzer – der Weg ins Paradies gewiß ist.

Am heutigen Sonntag abend darf der Hisbollah-Chef und Familienvater schweigen. Nasrallah sitzt regungslos in einem tiefen Sessel. Über Lautsprecher werden Koransuren verlesen. In keinem der Gesichter sind Tränen zu sehen. Frauen fehlen bei der Veranstaltung. Die in schwarze Uniformen gekleidete Hisbollah-Security, mit Ohrhörern und kleinen Mikrophonen am Revers, sorgt für Ordnung. Blau gekleidete Jungen mit Pfadfinderlilie und Chomeini- Bild am Hemd reichen Kaffee und Wasser: die Hisbollah-Jugend.

„Für uns geht der Kampf weiter“, erklärt ein junger Mann mit kurzgeschorenen Haaren und Bart. „Es wird noch viele Tote geben. Vielleicht bin auch ich dabei.“ Doch anders als bei sonstigen Gedenkveranstaltungen der Hisbollah, werden heute keine Fäuste gereckt und nicht „Tod Israel!“ skandiert. Selbst politische Reden fehlen gänzlich.

Ob der Tod von Nasrallahs Sohn besondere Vergeltungsschläge zur Folge haben werde – Raketenangriffe auf Israel beispielsweise? „Nein“, meint ein libanesischer Journalist. Nasrallahs Sohn sei „in einer ganz normalen Aktion“ getötet worden. Wenn es in den nächsten Tagen mehr Kämpfe im Südlibanon geben sollte, dann sei der Grund die gescheiterte Mission von US-Außenministerin Madeleine Albright. Denn: „Die Hisbollah ist kein Familienunternehmen.“ Thomas Dreger

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