Ursache des Flugzeugunglücks unklar

■ Vermutlich sind die amerikanische und die deutsche Militärmaschine zusammengestoßen. Fischer fanden Teile der Luftwaffenmaschine im Meer. Mögliche Überlebende haben kaum eine Chance

Windhoek/Bonn (AFP/dpa) – Die Ursache für den Absturz der Bundeswehrmaschine und auch das Verschwinden des US-amerikanischen Militärflugzeugs war gestern noch vollkommen unklar. Die deutsche Maschine vom Typ Tupolew war am Samstag im Südatlantik abgestürzt. Nahe der vermuteten Absturzstelle vor der südwestafrikanischen Küste holten Fischer gestern einen Flugzeugsitz mit deutscher Aufschrift sowie mehrere auf deutsch beschriftete Papiere aus dem Meer. Deutsche, amerikanische, französische und südafrikanische Flugzeuge und Schiffe suchten nach den vermißten Maschinen. Die Aussicht, Überlebende des Unglücks zu finden, ist sehr gering.

Das Bonner Verteidigungsministerium sah sich gestern außerstande, irgendwelche Angaben zum Hergang des Unfalls zu machen. Ein Sprecher sagte am Morgen, nach dem Verschwinden der beiden Maschinen habe ein französischer Pilot ein Notsignal aufgefangen. Dieses sei aber so schwach gewesen, daß er die Sprache nicht habe identifizieren können. Es könne aber nicht ausgeschlossen werden, daß der Notruf von einem der Rettungsboote der vermißten Bundeswehrmaschine stamme. Es gebe eine „vage Hoffnung“, so der Ministeriumssprecher.

Nach Angaben der deutschen Botschaft in Namibia wurden die Trümmer 90 Kilometer vor der namibischen Küste und 50 Kilometer südlich der Mündung des Kunene- Flusses gefunden, der an der Grenze von Namibia und Angola fließt. Ein Brigadegeneral des südafrikanischen Seenotrettungsdienstes sagte, in dieser Gegend sei die Benguela-Strömung sehr stark und das Wasser um diese Jahreszeit eiskalt. Ein Sprecher der südafrikanischen Luftwaffe äußerte sich sehr pessimistisch zu den Überlebenschancen der Passagiere. An Bord der Bundeswehrmaschine waren 24 Menschen, in der amerikanischen Maschine saßen neun Menschen.

Zur fraglichen Absturzzeit am Samstag registrierte ein Satellit um 17.10 Uhr südafrikanischer Ortszeit einen Blitz. Dieser, so eine Sprecherin der dortigen Luftwaffe, rührte offenbar von einer Explosion her. Über die Gründe der mutmaßlichen Kollision konnten Sicherheitsleute gestern nur spekulieren. Sie wiesen darauf hin, daß der Luftraum über und um Afrika nur unzureichend kontrolliert werde, es gebe zuwenig Radaranlagen und nur unzureichend ausgebildetes Überwachungspersonal. Zudem ließe der Informationsaustausch zwischen den Luftbehörden sehr zu wünschen übrig.

In Europa und den USA überwachen eigene Militärfluglotsen die Bewegungen von Maschinen. Namibia hat keine solchen Luftwaffenlotsen. Die zivilen Fluglotsen in Windhoek wußten nach Angaben ihres Chefs Jochen Sell zwar, daß die deutsche Tupolew irgendwann am Samstag in Namibia landen sollte, eine genaue Ankunftszeit war jedoch nicht bekannt. Beim Einfliegen in den namibischen Luftraum hätte sich der Pilot in Windhoek melden sollen.