Tupolew hatte kein Kollisionswarngerät

■ Bonner Verteidigungsministerium räumt ein, daß Bundeswehr noch keine Möglichkeit gehabt hat, das im Atlantik abgestürzte Flugzeug ausreichend auszurüsten

Frankfurt/Main (taz) – Die im Südatlantik abgestürzte Tupolew der Bundeswehr hatte kein Kollisionswarngerät an Bord. Auch die amerikanische Transportmaschine vom Typ Starlifter hatte keine entsprechende Ausrüstung. Dies teilte der Sprecher des Bonner Verteidigungsministeriums, Hans-Dieter Wichter, vor der Presse mit. Das Luftwarnsystem alarmiert Piloten schon auf eine Entfernung von 31 Meilen, wenn ihnen ein Flugzeug entgegenkommt. Nach Angaben von Piloten ist es besonders dann dringend erforderlich, wenn in Gebieten geflogen werde, in denen die Anrainerstaaten nur über eine unzulängliche Flugsicherung verfügen. Immer wieder sei auf die besonders große Gefahr im Südatlantikraum hingewiesen worden. Der Sprecher des Ministeriums meinte, die Bundeswehr habe noch keine Möglichkeit gehabt, ihre Maschinen mit den Warngeräten auszurüsten.

Bernd Bockstahler von der Interessenvereinigung Cockpit e. V. sagte der taz, der Einbau eines solchen Systems, auf das fast alle deutschen Verkehrsmaschinen umgerüstet sind, sei „wünschenswert“: „Die bewegen sich im gleichen Luftraum wie wir.“

Wichter bestätigte, daß die Tupolew auch über keine Black box, die Auskunft über die Absturzursache geben könnte, verfügte. In der Maschine habe sich lediglich ein Flightrecorder befunden. Ein Schiff der namibischen Behörden hat offenbar die Stelle gefunden, an der die Tupolew in den Atlantik gestürzt ist. Nach Angaben des Bundesverteidigungsministeriums habe die Bootsbesatzung im Meer vor der westafrikanischen Küste eine große Öllache sowie Papiere in deutscher Sprache und Flugzeugtrümmer entdeckt. Zudem habe ein starker Kerosingeruch in der Luft gehangen. Mit Überlebenden wird mittlerweile nicht mehr gerechnet. Ein zunächst aufgefangenes Funksignal stamme möglicherweise von einem der Suchschiffe. Heide Platen

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