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Weiter Geburten in der Urban-Klinik

■ Nach Protesten erklärt CDU-Gesundheitssenatorin Hübner, sie wolle die Entbindungsabteilung in Kreuzberg nicht schließen. Krankenhaus soll selbst entscheiden, wie 300 Betten eingespart werden können

Die empörten Reaktionen auf die drohende Schließung der Geburtsabteilung im Kreuzberger Urban-Krankenhaus haben Gesundheitssenatorin Beate Hübner (CDU) offenbar zum Einlenken bewegt. Auf einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz dementierte die Senatorin gestern, daß sie vom Urban-Krankenhaus jemals verlangt habe, die Geburtshilfe- und Gynäkologieabteilung dichtzumachen. Sie habe dem Krankenhaus in einem vertraulichen Schreiben nur ihr „Kernkonzept“ für die zukünftige Gestaltung der Kreuzberger Klinik mitgeteilt.

Das Urban muß bis zum Jahr 2005 die Zahl der Betten von jetzt 826 auf maximal 600 reduzieren. Die Gesundheitssenatorin geht sogar von nur 530 bis 560 Betten aus. Die Zahl der Chefarztdisziplinen soll von jetzt elf auf sechs „heruntergefahren“ werden. Über die Pläne, wie dies in die Praxis umgesetzt werden kann, wird im Krankenhausbeirat sehr kontrovers verhandelt. Dort sitzen neben Senat und Bezirk auch Krankenkassen und Ärztekammer. Nach der letzten Sitzung schrieb Hübner an die Krankenhausleitung einen vertraulichen Brief, in dem es heißt, sie lege „großen Wert“ auf die Beibehaltung der Psychiatrie- und Geriatrieabteilung. Als weiteren Schwerpunkte nannte sie die Unfallmedizin und ein Zentrum für Innere Medizin samt dazugehörender Diziplinen. Die Geburtsabteilung und Gynäkologie tauchte mit keinem Wort auf. Dies sei aber nicht so zu verstehen, daß sie diese Abteilungen abschaffen wolle, verwahrte sich Hübner gestern gegen entsprechende Medienberichte. „Ich habe dem Haus bewußt die Entscheidung überlassen, wo es eigenen Handlungsbedarf sieht.“ Die damit konfrontierte Referentin der Krankenhausleitung, E. A. Boedefelt, sagte gestern zur taz, diese Meinung der Senatorin sei für das Haus „gänzlich neu“. Im Urban – einer der besten Gebäradressen Berlins – entbinden jährlich rund 1.800 Frauen. 60 Prozent davon sind Ausländerinnen.

Das Krankenhaus Friedrichshain erklärte gestern, daß bis zum Jahresende weitere 130 Betten abgebaut werden sollen. Das Hospital wurde als Modellkrankenhaus für den Bereich der Patientenaufnahme vorgestellt. Geplant sei, die Erstuntersuchung zukünftig besonders kompetenten Ärzten zu übertragen, erklärte Chefarzt Siegfried Veit. Auf diese Weise solle die Diagnosezeit und damit der Krankenhausaufenthalt verkürzt werden. Auch die Bettenzuteilung soll geändert werden. Die zukünftig vier Krankenhausabteilungen erhalten jeweils eine feste Bettenanzahl und haben Zugriff auf eine weitere Anzahl von gemeinsamen „Poolbetten“. P. Plarre/S.Möhring

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