: Alu-Abfall muß nicht mehr nach Italien
■ Die Bremer Entsorgungsfirma Nehlsen baut die erste Alu-Trennanlage Norddeutschlands / Bisher geht Verpackungsmüll auf weite Reisen, um Aluminium recyceln zu können
Leere Kaffee-Tüten oder Schkoladenfolien, Fischkonserven oder Getränkedosen: Alles landet im gelben Sack zum Recycling. Bisher werden diese aluminiumhaltigen Verpackungen aus Bremen aber bis ins Ruhrgebiet, an die Schweizer Grenze oder gar nach Italien gefahren, um dort das wertvolle Leichtmetall von den anderen Materialien zu trennen.
Nicht mehr lange: Die Bremer Entsorgungsfirma Nehlsen wird im März am Industriehafen Norddeutschlands erste Alluminium-Trennanlage in Betrieb nehmen. „Wir vergeben demnächst den Auftrag“, sagt Thorsten Wenzel, Chef der Nehlsen Rohstoffwirtschaft und Consulting GmbH.
Eine solche Anlage soll das nebenan in der normalen Nehlsen-Sortierstraße vorsortierte Alu-Material bis auf eine Reinheit von 70 Prozent bringen und somit schmelzfähig machen. Dieses Sekundäraluminium ist begehrt: Nach Angaben des Dualen Systems Deutschland werden dabei im Vergleich zur Neuproduktion des Metalls aus Bauxit 95 Prozent der Energie eingespart.
Drei Millionen Mark investiert Nehlsen in seine neue Anlage. 6.000 Tonnen Aluminium sollen hier pro Jahr aus dem Abfall herausgefiltert werden. Das wären zehn Prozent der in ganz Deutschland im Auftrag der Grüne-Punkt Firma DSD gesammelten 65.000 Tonnen Aluminium.
Die Lieferanten des „Wertstoffs“, Entsorgungsfirmen oder städtische Müllabfuhren, dürften wegen des kürzeren Weges ihr nach dem ersten Sortiervorgang zu Ballen gepreßtes alluminium-haltiges Material eher in Bremen abgeben, als es wie bisher nach Italien zu fahren, hofft man bei Nehlsen. Denn obwohl am Industriehafen jeder zweite Bremer Gelbe Sack aufgerissen und sortiert wird, fallen dort nur 250 Tonnen Alluminium an.
Technisch ist die Alu-Trennanlage nach Angaben Wenzels unproblematisch. Die Ballen werden zuerst geschreddert. Dann wird das leichte Material abgesaugt. Ein Magnet zieht eisenhaltige Teilchen heraus. Schließlich werden mit einem sogenannten Wirbelstromabscheider, bei dem das Material statisch aufgeladen wird, die nicht-eisenhaltigen Teilchen herausgefiltert. „Die fliegen einfach nicht so weit wie die Alu-Teilchen“, erklärt Wenzel. Der Aufwand lohnt: Aluminium wird zur Zeit für mehr als 300 Mark je 100 Kilogramm gehandelt, das 70prozentige Material, das Nehlsen anbietet, ist entsprechend billiger.
Den Weg frei für das Geschäft mit dem Alu-Recycling machte die dritte Änderung der Verpackungsverordnung 1996. Sie erlaubt Firmen, die als Auftragnehmer des Dualen Systems die Verpackungsabfälle sammeln und recyceln, die Rohstofe Aluminium und Weißblech eigenständig zu vermarkten und etwa an die Schmelzwerke abzugeben. „Da war der Markt offen“, sagt Nehlsen-Mann Wenzel.
Denn die Sammlung von gelben Säcken oder gelben Tonnen ist ebenso wie die Verwertung der bisweilen wertvollen Inhalte streng reguliert. Das DSD beauftragt Garantiegeber, die eine bestimmte Recycling-Quote zusichern müssen. Die problematischen Materialien Kunststoffe und Tetrapacks müssen nach wie vor dem Garantiegeber überstellt werden, während bei Alluminium auch Firmen wie Nehlsen einsteigen dürfen. Nehlsen ist in Bremen Auftragnehmer der Bremer Entsorgungsbetriebe. In Bremen-Nord übernimmt die Firma auch die Abfuhr der gelben Säcke. Joachim Fahrun
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