Paris für Euro-Komitee

■ „Le Monde“: Frankreich will Termin für gemeinsame EU-Währung vorziehen

Paris (AFP/dpa) – Die Europäische Union (EU) wird sich im Laufe des nächsten Monats auf ein „Euro-Komitee“ verständigen. Dies sagte EU-Währungskommissar Yves-Thibault de Silguy im Vorfeld der Jahrestagung des Internationalen Währungsfonds (IWF). Der Ausschuß solle es den Teilnehmerländern an der Währungsunion ermöglichen, nach der für 1999 geplanten Einführung des Euros ihre Haushalts- und Wirtschaftspolitik abzusprechen. De Silguy unterstrich, daß das „Euro- Komitee“ keine Beschlußkraft haben solle. Dies werde nur „ein informelles System“ sein und nicht in die Unabhängigkeit der Europäischen Zentralbank eingreifen.

Unterdessen bekräftigte der französische Finanzminister Dominique Strauss-Kahn, es sei „jetzt sicher, daß die Wirtschafts- und Währungsunion zum vorgesehenen Zeitpunkt Wirklichkeit wird“. Die Währungsunion soll am 1. Januar 1999 starten. „Was wirtschaftlich und politisch wünschenswert war, ist nun dabei, wahrscheinlich zu werden“, sagte der Finanzminister und betonte, die Währungsunion werde von Anfang an eine große Mitgliederzahl haben.

Die Frage einer politischen Begleitinstanz für den Euro hatte in den vergangenen Monaten für erhebliche Mißstimmung zwischen Bonn und Paris gesorgt. Die neue Linksregierung von Premierminister Lionel Jospin wollte zunächst eine Art europäische Wirtschaftsregierung als Gegengewicht zur Zentralbank installieren.

Die französische Zeitung Le Monde berichtet in ihrer Sonntagausgabe, daß in „Kreisen der französischen Regierung“ darüber diskutiert werde, die Währungsunion bereits auf Frühjahr 1998 vorzuziehen. Dies hätte den Vorteil, daß in der Übergangsphase jede Spekulation gegen die Währung eines Euro-Landes vermieden werden könnte. Als Beispiel wird Deutschland genannt. „Wie würde beispielsweise die Reaktion der Finanzmärkte im Fall einer Niederlage Kohls bei den Wahlen des Herbstes 1998 ausfallen?“