■ Multikulti-Presse
: Chinesische Zeitungen

Florierende Chinatowns gibt es anderswo. Von den über 50 Millionen weltweit in der Diaspora lebenden ChinesInnen hat es vielleicht gerade mal 50.000 nach Deutschland verschlagen. Ihre Medienlandschaft ist daher relativ klein und gleichzeitig so vielfältig und unterschiedlich wie die Gruppen der hiesigen „Huaqiao“.

Mindestens 11.000 Menschen, schätzt Chefredakteur Zhang Zhao, lesen alle zwei Monate die Nachrichten vom Rhein (Lalyin Tongxin). Allerdings haben nur 3.000 sie auch abonniert. In diesem Jahr feiert die bekannteste chinesische Zeitschrift in Deutschland, die 1987 aus dem Zusammenschluß von acht regionalen Blättern chinesischer Studenten aus der VR China entstand, ihr zehnjähriges Bestehen. Daß der Leserkreis überdurchschnittlich ausgebildet ist, hat sich inzwischen herumgesprochen. Jede Ausgabe enthält mehrere Stellenanzeigen deutscher Firmen im Chinageschäft. Die Zeitschrift trägt sich aus den Abos und dem Anzeigengeschäft. „Damit sind wir eine der wenigen chinesischen Zeitschriften, die sich selbst finanziert und total unabhängig ist von Fremdfinanzierung“, betont Zhang. So sind die Nachrichten vom Rhein in den letzten Jahren zu einem wichtigen Forum geworden, das die kritische Auseinandersetzung mit der volksrepublikanischen Politik nicht scheut.

Ein Organ der demokratischen Opposition ist die monatlich erscheinende Zeitung Liu De Xuerern Bao. Sie wird von dem unabhängigen Verband der chinesischen Studenten und Wissenschaftler in Deutschland e.V. herausgegeben, der sich 1989 aus Protest gegen die Niederschlagung der demokratischen Studentenbewegung in China von dem offiziellen, mit Regierungsmitteln unterstützten Verein abgespalten hat.

In Hamburg gibt die Vereinigung chinesischer Geschäftsleute in Deutschland das Chinesische Handelsblatt heraus. Mit 12.000 Exemplaren dürfte das kostenlos verteilte Anzeigenblatt die auflagenstärkste Zeitung in Deutschland sein. Chinesische Unternehmer sind auch die Zielgruppe der in Berlin erscheinenden Taiwan-nahen Monatszeitschrift Sino-Club-Korrrespondenz. „60 Prozent unserer Abonnenten sind Gastronomen“, berichtet die Chefredakteurin Wendy Hsiao Wang. Dadurch habe die Zeitschrift eine weit höhere Verbreitung, als die Auflage von derzeit 1.200 vermuten lasse. Völkerverständigung sei das wichtigste Anliegen ihres Blattes, das in der Tradition der von ihrem Schwiegervater 1947 mitbegründeten Zeitschrift Die Weltkugel stehe.

Die von der „Vereinigung der Überseechinesen in der Bundesrepublik Deutschland“ seit 1972 herausgegebene Zeitschrift Teh-Kuo- Ciao-Bao erhält Zuwendungen von der taiwanischen Regierung. Seit einigen Jahren fließen jedoch die offiziellen Gelder spärlicher, so daß die Zeitschrift auf Spenden angewiesen ist. Derzeit produziert Chefredakteurin Chang Hsiao-Yun Kleber etwa alle zwei Monate 2.000 Exemplare der 90seitigen Zeitschrift in DIN-A5-Format. Neben Kommentaren zu chinesischer, taiwanischer und deutscher Tages- und Wirtschaftspolitik gibt es regelmäßige Rubriken wie deutsche Städtebilder, Kochrezepte, Pädagogik und Literatur.

Frau Dr. Hui-Wen von Groeling-Che, die auch bei Teh-Kuo-Ciao-Bao die Rubrik „Buddhismus“ betreut, ist auch die Chefredakteurin der in Berlin monatlich erscheinenden Buddhas Licht-Nachrichten. Das chinesisch-deutsche Gemeindeblatt des Internationalen Buddhistischen Kulturvereins erscheint in einer Auflage von über 500 fotokopierten Exemplaren. Eva Sternfeld