Da waren's nur noch drei

■ Ein kleines Dorf in Lappland votiert gegen ein Endlager für Atommüll

Stockholm (taz) – Die Zahl der möglichen Endlagerstätten für Schwedens abgebrannte AKW- Brennelemente schrumpft. Am Sonntag abend mußte Schwedens Atomindustrie wieder einen Ort von der Karte streichen. Damit sind von einst fünf Plätzen nur noch drei übrig.

Mit 55 Prozent sagten die knapp 3.000 EinwohnerInnen des nordschwedischen Dorfes Mala in einer Volksabstimmung nein zu der ihnen zugedachten „nationalen Aufgabe“. Das ist ein herber Schlag für die staatliche Atommüllbehörde Svensk Kärnbränslehantering (SKB), die bereits vor zwei Jahren von einem anderen Ort im menschenarmen Lappland eine Absage kassiert hat. Die jetzt noch verbleibenden Orte für das Atomklo liegen alle in Südschweden. Dort muß die SKB mit noch größerem Widerstand rechnen.Dabei hatte die SKB in Mala nicht geknausert. Seit vier Jahren überschüttete ein extra eingerichtetes Informationsbüro die BewohnerInnen mit Propagandamaterial.

Mehrtägige kostenlose „Informationsreisen“ per Flugzeug zum AKW Oskarshamn und dem dortigen Zwischenlager gehörten zum Angebot. Fast die Hälfte der Wahlberechtigten ließ sich diese Gratis-Urlaubsreise nicht entgehen – zumal die SKB sogar ihren Verdienstausfall erstattete. Mehrere Millionen Mark kostete diese von vielen als Bestechungsversuch bezeichnete Aktion. Doch es half nichts, ebensowenig wie das Locken mit Arbeitsplätzen. Die GegnerInnen des Atomklos haben ihre MitbürgerInnen nicht nur durch Umweltargumente für ein Nein gewinnen können. Sie wiesen ebenfalls auf Konsequenzen für die Jobs hin: Sowohl Tourismus als auch Rentierzucht würden Schaden nehmen. Reinhard Wolff