Kritische Geister gegen Militär

■ Antimilitärische Jubelparade am 3. Oktober verspottet Festumzug zur deutschen Einheit. Im letzten Jahr 10.000 BesucherInnen. Gespensterumzug am Vorabend des Einheitsjubels

Auch in diesem Jahr wird am Tag der deutschen Einheit das Militär verlacht. Am 3. Oktober ruft das AMOK (Anti-Militärisches Oberjubel-K.O.M.I.T.E.E.) zu einer Jubelparade auf, um gegen „Bundeswehrpräsenz in Berlin und anderswo“ zu demonstrieren und dem Festumzug zur deutschen Einheit Paroli zu bieten. An der Parade der Vereinigung AMOK, die aus über 300 linken Gruppen und Einzelpersonen besteht, hatten vergangenes Jahr rund 10.000 BesucherInnen, darunter mehr als 300 Künstler, teilgenommen.

„Das Deutschlandfest wird zu einer politischen Veranstaltung stilisiert, um Soldaten beliebt zu machen“, kritisierte gestern AMOK- Mitglied Wolfgang Kröske. Mit einem bunten Zug aus „jammernden Rekruten und Gefangenen, Waffen segnenden Pfaffen, General- Schönbohm-Masken“ und anderen Spottartikeln möchte AMOK deshalb einen Kontrapunkt zum Taumel um die deutsche Einheit setzen. Im Mittelpunkt der Kritik stehen das „autoritäre Konzept“ der Nato-Osterweiterung und die Militärpolitik der Regierung. „Da werden in Zeiten knapper Kassen 149 Milliarden für den Eurofighter ausgegeben“, ärgert sich Kröske. Beim Umzug wird das umstrittene Projekt deshalb in Pappform zu sehen sein.

Unterstützt wird die satirische Parade unter anderem von den Grünen, der PDS, den Jusos und dem DGB. Das Argument, das Militär übernehme wichtige Aufgaben wie vor einigen Wochen die Katastrophenhilfe im Oderbruch, ist für den PDS-Abgeordneten Stefan Liebig kein Argument: „Wir halten den verteidigungspolitischen Auftrag der Bundeswehr für überflüssig.“

In Berlins gute Stube dürfen die DemonstrantInnen wieder nicht: Wie im Vorjahr beansprucht der Senat auch am diesjährigen Tag der deutschen Einheit die Straße „Unter den Linden“ für das Deutschlandfest. Dagegen protestiert AMOK am 2. Oktober mit einem Gespensterumzug, auf dem Opfer und Täter des Militarismus verkleidet über die Prachtstraße flanieren werden. Die Route der Jubelparade beginnt um 11.45 Uhr am Schloß Charlottenburg und endet mit einer Abschlußkundgebung und kulturellen Veranstaltungen an der Gedächtniskirche. Dort treten unter anderem die Theatergruppe „VEB Kunst“ mit einem Tellerminenballett und zahlreiche Musikgruppen auf. Sabine Möhring