Schröders Weg zur täglichen Currywurst ist frei

■ Mit einer fast normalen Scheidung ging gestern die Ehe von Gerhard und Hiltrud Schröder zu Ende. Auch der Streit um das gemeinsame Haus ist nun beigelegt

Hannover (taz) – Die Ehe des niedersächsischen Ministerpräsidenten Gerhard Schröder und seiner dritten Frau Hiltrud Schröder ist gestern vom Amtsgericht Lehrte nach 13 Jahren geschieden worden. Die Scheidung, die der Lehrter Familienrichter Heinrich Reinecke gestern mittag verkündigte, wurde sofort rechtskräftig.

Beide Parteien hatte sich vorher über die Scheidungsfolgen geeinigt und den Verzicht auf Rechtsmittel gegen das Urteil erklärt. Die etwa 100 Journalisten, die gestern vormittag auf Hiltrud Schröder und den Ministerpräsidenten warteten, hatten während des nichtöffentlichen Scheidungstermins keinen Zutritt zum Gerichtsgebäude. Erst für die öffentliche Verkündung des Urteils durften sie in das Amtsgericht. Hiltrud Schröder und auch der niedersächsische Ministerpräsident gaben zunächst keinerlei Kommentare ab.

Das beispiellose öffentliche Interesse an Trennung und Scheidung der Schröders geht nicht allein auf die Prominenz des einstigen Talkshow-Ehepaares zurück. Der niedersächsische Ministerpräsident selbst hatte bei seiner Trennung von seiner dritten Ehefrau von vornherein keinerlei Wert auf Diskretion gelegt. Schon vor dem Auszug aus dem Haus, das die Familie Schröder mit Hiltruds beiden Töchtern in Lehrte-Immensen bewohnte, präsentierte der Ministerpräsident seine neue Partnerin auf einer Pressefahrt nach Norwegen. Die Trennung der Eheleute gab die Staatskanzlei später per offizieller Pressemitteilung bekannt. Noch in der gleichen Woche hatte Schröders neue Partnerin in München einen Fototermin bei der Bild-Zeitung, die sie anschließend als die Neue, Schöne und Junge bundesweit vorstellte. Um Popularitätsverluste durch die Trennung zu vermeiden, gab Schröder selbst gegenüber den Medien obskure Trennungsgründe wie Currywurstmangel oder Überdruß wegen vegetarischem Essen zum Besten.

Hiltrud Schröder gab nach der Trennung zunächst nur einzelne Interviews; massiv suchte sie die Hilfe der Medien erst, als es im Sommer dieses Jahres um die Regelung der Scheidungsfolgen ging. Probleme gab es dabei mit einer Erbschaft von Hiltrud Schröder in Höhe von etwa 180.000 Mark, die in den Kauf des Hauses der Eheleute geflossen, aber nicht im Grundbuch eingetragen worden war. In dieser Frage zugänglich zeigte sich der Scheidungsanwalt des Ministerpräsidenten erst, nachdem Hiltrud Schröder dem Magazin der Süddeutschen Zeitung ein Interview gegeben hatte. Darin legte sie ihrem Noch-Ehemann Verrat an den einst gemeinsamen politischen Zielen zur Last, schilderte ihre materielle Lebenssituation und warf Schröder vor, jeden Kontakt zu den beiden Töchtern nach 15 Jahren gemeinsamen Lebens abrupt abgebrochen zu haben. Jürgen Voges