■ Mit Verkehr und Jobs auf du und du
: Vorfahrt für Große

Berlin (taz) – Die EU-Kommission kann sich nicht entscheiden, wie sie den wachsenden Güterverkehr bewerten soll. Zum einen schreibt sie: „Es wird immer deutlicher, daß mit den derzeitigen politischen Konzepten keine auf Dauer tragbare Entwicklung möglich ist.“ Andererseits glaubt sie nach wie vor, daß der „Nutzen des Verkehrs vielfältig und umfangreich“ sei und zum Beschäftigungswachstum beiträgt. Genau das aber widerlegt eine Untersuchung, die das Süddeutsche Institut für nachhaltiges Wirtschaften und Öko-Logistik im Auftrag vom Transitforum Austria-Tirol erarbeitet hat.

Die Forscher zeigen, daß Autobahn- und Jobdichte in Westdeutschland nicht korrelieren. Und der wachsende Güterverkehr – in der BRD nahmen die gefahrenen Fahrzeugkilometer seit 1991 um 20 Prozent zu – hat keine Entsprechung auf dem Arbeitsmarkt gefunden: Die Arbeitslosenquote erhöhte sich um 39 Prozent.

Die Wissenschaftler aus Augsburg belegen, daß die niedrigen Transportkosten vor allem Großkonzernen mit vielen Produktionsstellen und aufwendigen Logistikabteilungen zugute kommen. Die können den jeweils günstigsten Standort für eine bestimmte Fertigung aussuchen und kassieren dabei hohe Subventionen. Immer mehr Unternehmen fusionieren. Für den Arbeitsmarkt ist das gar nicht gut: Unternehmenszusammenschlüsse sind fast immer mit Massenentlassungen verbunden.

Auch Steuern kommen auf diese Weise immer weniger in die Kasse: Die 1.000 größten Kapitalgesellschaften mit einer Wertschöpfung von 20 bis 30 Prozent zahlen hierzulande nur 2,6 Prozent der Unternehmenssteuern, während Klein- und Mittelbetriebe 80 Prozent aufbringen. Sie und „die Bevölkerung finanzieren somit die Infrastruktur, die von seiten der Konzerne gegen sie genutzt wird“. aje