Einigung auf Altersteilzeitregelung im Südwesten

■ Die Metall-Tarifparteien beschließen eine freiwillige Regelung ab 55 Jahren und Anspruch auf Altersteilzeit ab 60

Berlin (taz/AP) – Vier Tage und drei Nächte haben Arbeitgeber und die Gewerkschaftschaft IG Metall in Donaueschingen miteinander gerungen. Dann, in allerletzter Minute, fanden sie in der Nacht zum Sonntag den Kompromiß für Nordwürttemberg/Nordbaden. Ab dem 1. November wird für die 550.000 Beschäftigten die Altersteilzeit möglich.

Der Kompromiß beinhaltet einerseits die Einführung der Altersteilzeit durch freiwillige Betriebsvereinbarungen ab dem 55. Lebensjahr. In den Fällen, in denen keine freiwillige Regelung zwischen Betriebsrat und Firmenleitung zustande kommt, haben alle Arbeitnehmer ab dem 61. Lebensjahr einen verbindlichen Anspruch auf die Altersteilzeit. In diesem Punkt fanden beide Seiten dank Schlichter Dieter Spöri eine für beide Seiten akzeptable Lösung. Zunächst hatten die Arbeitgeber eine Vorruhestandsregelung ausschließlich auf freiwilliger Basis gefordert. Die IG Metall hatte dagegen auf einem verbindlichen Anspruch beharrt.

Der Schlichterspruch sieht weiter vor, daß die Mitarbeiter während der Laufzeit der Altersteilzeit 82 Prozent des monatlichen Nettoentgelts erhalten. Ferner ist festgeschrieben, daß die Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung auf der Basis von 95 Prozent des Bruttoentgelts entrichtet werden. Im Altersteilzeitgesetz sind 90 Prozent vorgesehen. Als Ausgleich für Rentenabschläge von 3,6 Prozent jährlich erhalten die Beschäftigten für den Verlust des Arbeitsplatzes eine Abfindung in Höhe von maximal drei Bruttomonatsentgelten, wenn die Altersteilzeit zwischen dem 60. und 63. Lebensjahr des Beschäftigten mit der Rente endet.

Die Vereinbarung in Nordbaden/Nordwürttemberg gilt als wegweisend für das gesamte Bundesgebiet. Werner Stumpfe, Chef des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, sagte der taz, er werde seine Mitgliedsverbände am kommenden Donnerstag bitten, den Abschluß auch in anderen Tarifgebieten zu übernehmen. Stumpfe bezweifelte aber, daß die gefundene Regelung neue Arbeitsplätze im großen Ausmaß schaffen wird. IG-Metall-Chef Walter Riester kommentierte das Ergebnis optimistisch. Mit der Vereinbarung habe die IG Metall „mehr für die Entlastung des Arbeitsmarktes getan als die Bundesregierung in ihrer gesamten Amtszeit“. Annette Rogalla

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