Märchenhafte Erfolge

■ Ex-Trabi-Hersteller Sachsenring geht an die Börse. Als Zulieferer auf Wachstumskurs

Zwickau/Berlin (dpa/taz) – Bilderbuchunternehmer müssen die Brüder Ernst Wilhelm und Ulf Rittinghaus sein. Nur gute zwei Jahre brauchten sie, den einstigen Trabant-Hersteller Sachsenring in die Gewinnzone zu bringen. Ein weiteres Jahr später steht der Börsengang der Sachsenring Automobiltechnik unmittelbar bevor: Ab Donnerstag werden in Frankfurt erstmals Aktien des Zulieferunternehmens gehandelt.

Da die Brüder Rittinghaus Bilderbuchunternehmer und keine rohen Kapitalisten sind, stecken sie die rund 50 Millionen Mark, die die Emission von 2,33 Millionen Aktien bringen soll, ins Unternehmen. Ohnehin haben die beiden Mittelständler aus dem Sauerland seit 1994 bereits 152 Millionen Mark in das ehemalige Autowerk im sächsischen Zwickau investiert.

Produziert werden Fahrzeugteile und -systeme unter anderem für Volkswagen, Audi, Seat und Škoda. Der Trend der großen Autohersteller zum Outsourcing kam dem Zwickauer Unternehmen dabei gerade recht. Kein Wunder, daß Umsatz, Gewinn und Beschäftigtenzahl bei Sachsenring überproportional zulegten. 1996 erwirtschaftete das Unternehmen erstmals einen Überschuß von 500.000 Mark. Dieses Jahr ist ein Gewinn von 10 Millionen vor Steuern anvisiert. Die Zahl der MitarbeiterInnen stieg von 285 auf etwa 1.000.

Auch nach dem Teilverkauf behalten die Brüder Rittinghaus weiter das Heft in der Hand mit künftig rund 44 Prozent der Firmenanteile. Dresdner Bank und Commerzbank engagieren sich mit je zehn Prozent. An die freien Aktionäre gehen 28 Prozent des Unternehmenskapitals. Ab Donnerstag wird sich zeigen, wie sich das Papier im Börsenalltag entwickelt. gg