■ Zur Person
: Der neue Chef auf der Werder-Bank

Skeptisch waren sie alle, nachdem der glücklose Dixie Dörner seinen Hut hatte nehmen müssen und Wolfgang Sidka als vorläufiger Chef auf der Werder-Bank ausgerufen worden war. Skeptisch waren sie: Spieler, Fans, Journalisten. Doch als das Vereins-Präsidium am Montag abend bekanntgab, daß Sidka ab sofort und vorerst bis zum Ende der Saison Cheftrainer sein soll, da war von Skepsis nicht mehr viel spürbar.

Sechs Wochen hat Sidka gerade mal gebraucht, die anfängliche Distanz in Respekt zu verwandeln. Respekt, weil Werder endlich mal wieder gewonnen hat. Und das immerhin gegen die Champions League-Teilnehmer Leverkusen und Dortmund und gegen Kaiserslautern. Respekt, weil seit langer Zeit endlich mal wieder System im Werder-Spiel zu erkennen war. Und Respekt, weil der neue Chefcoach offensichtlich Erfolg in der Bekämpfung des grün-weißen Zentralproblems der letzten Monate hat: Der Kopfkrampf weicht, die Mannschaft versteht sich zunehmend als Mannschaft, die Spieler glauben wieder an ihre Fähigkeiten und an den Erfolg. Todt bekommt zu recht Bestnoten, Labbadia ist nicht wiederzuerkennen, Eilts kämpft sich an seine alte Spielstärke heran, Ramzy sprüht vor Spielfreude, selbst Flo trifft plötzlich das Tor.

Sidka trifft den richtigen Motivationston: ruhig, konzentriert, ohne Allüren und Geschwätz vom internationalen Geschäft – und plötzlich bricht die Mannschaft auch nach einem Rückstand nicht mehr zusammen, sondern spielt ihr Spiel. Auch wenn noch vor Wochen eine ganze Liste von Wunschtrainern kursierte: Mehr hätten die auch kaum erreichen können. J.G.

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Sidka bekam Cheftrainer-Posten – Sieg über Rehhagel-Team belohnt Von Hans-Joachim Zwingmann, dpa =

Bremen (dpa/lni) – Wolfgang Sidka ist für sein „Husarenstück“auf dem Betzenberg belohnt worden. Der 43 Jahre alte Fußball-Lehrer wurde von Präsident Franz Böhmert während der Jahreshauptversammlung am Montag abend vom Interimscoach zum Cheftrainer befördert. „Wolfgang hat seine Aufgabe hervorragend gelöst. Wir haben das Wort kommissarisch bei ihm ab sofort gestrichen“, erklärte Böhmert und bestätigte die Vertragsdauer bis zum Saisonende. Die 139 erschienenen Mitglieder klatschten spontan Beifall, und Sidka konnte von der Vereinsführung die ersten Blumen entgegennehmen.

Der 3:1-Auswärtssieg beim von Otto Rehhagel betreuten Bundesliga- Tabellenführer 1. FC Kaiserslautern war für das Werder-Präsidium der letzte Anschub, den Assistenten des entlassenen Hans-Jürgen Dörner die volle Verantwortung für die Mannschaft zu übertragen. „Es ist kein besserer Trainer auf dem Markt gewesen“, sagte Böhmert.

Werders Klubchef ist schon seit langem ein Freund von Wolfgang Sidka. „Er arbeitet rund um die Uhr für den Verein, ist sehr engagiert und besitzt ein großes Fachwissen“, lobte er den ehemaligen Profi, den er schon vor einigen Jahren mehreren Verein angeboten hatte. Doch Sidka hatte weder bei Arminia Bielefeld noch bei Tennis Borussia Berlin das Glück, das ein Trainer benötigt, um erfolgreich zu sein. Erfolg hatte er nur beim VfB Oldenburg, den er in die 2. Bundesliga führte. Später wurde er aber auch dort entlassen. Der neue Werder-Coach kann sich der Sympathien der Zuschauer im Weserstadion sicher sein. Viele Fans sind schon seit langem überzeugt, daß der offensive „Wolle“mehr erreichen wird, als der defensive „Dixie“Dörner.

Sidka hat sich von Beginn seiner Tätigkeit an – er hatte Dörner am 20. August abgelöst – nicht mit der Interimsrolle zufriedengeben wollen. „Ich traue mir die Aufgabe als Chef zu. Es wird sich nichts ändern, denn meine Arbeit bleibt die gleiche. Ich will den Erfolg und setze mich voll für ihn ein“, sagte der Werder-Coach. Seit seinem Amtsantritt ist er ständig unterwegs. Er beobachtet Spiele und Spieler. Dabei hat Sidka allerdings noch keinen neuen Stürmer entdeckt, den sein Vorgänger unbedingt verpflichten wollte. Sidka schenkt den Akteuren das Vertrauen, die er im Kader hat.

Bei Hertha BSC, dem TSV 1860 München und beim SV Werder Bremen stand Sidka als Profi unter Vertrag. Unter Otto Rehhagel zählte er von 1982 bis 1986 zu den Leistungsträgern im Werder-Team. In 333 Bundesligaspielen erzielte er 44 Tore. In Bremen ist der frühere Mittelfeldspieler der 18. Trainer seit Gründung der Bundesliga 1963. dpa/lni zw ce