Manfred Stolpe nimmt Gollwitz in Schutz

■ Keine Judenfeindschaft, sondern Unkenntnis. Offener Brief des Exil-PEN

Potsdam (dpa) – Brandenburgs Ministerpräsident Manfred Stolpe (SPD) hat die Einwohner von Gollwitz erneut gegen den Vorwurf der Judenfeindlichkeit in Schutz genommen. „Für eines lege ich die Hand ins Feuer: eine Judenfeindschaft ist das nicht“, sagte er gestern dem InfoRadio Berlin. Man müsse sich klarmachen, „daß diese kleinen Nester doch ein bißchen in Bewegung gebracht werden“, wenn zehn Prozent neue Einwohner kommen und die Dinge nicht im einzelnen abgesprochen wurden. Es werde noch zu klären sein, inwieweit auch sie einen Beitrag zur Aufnahme von Einwanderern leisten. Der Kreis Potsdam-Mittelmark werde dafür sorgen, daß die jüdischen Zuwanderer „freundschaftlich aufgenommen werden“. Geprüft werde auch, „ob es den Lebensgewohnheiten dieser Zuwanderer nicht mehr entspricht, etwas dichter an städtische Räume heranzugehen“.

Das Zentrum deutschsprachiger Autoren im Ausland, der Exil-PEN in London, hatte am Dienstag in einem offenen Brief Stolpe aufgefordert, ein mutiges Bekenntnis zur humanistischen Orientierung Deutschlands zu geben. Die Ereignisse in der Gemeinde seien ein Zeichen gefährlicher Intoleranz. „Wir sehen im Gollwitzer Gemeindebeschluß eine eindeutige antijüdische Haltung, die wir nicht hinnehmen können“, hieß es in dem Schreiben.