Putsch beschleunigt Raubbau

Kambodschas reichster Mann bekommt von Premier Hun Sen die Lizenz zum großflächigen Holzeinschlag. Geschäftsleute, Politiker und Militärs profitieren  ■ Aus Bangkok Jutta Lietsch

Eine Hand wäscht die andere: Kambodschas Regierung hat dem Geschäftsmann Teng Bunma die Lizenz zum Abholzen von 400.000 Hektar Wald überlassen. Der Vertrag sei schon am 8. August unterzeichnet worden, sagte der Staatssekretär im Landwirtschaftsministerium, Chan Tong Yves, am Donnerstag. Die Waldgebiete liegen in den beiden Provinzen Mondulkiri und Stung Treng. Näheres wurde nicht bekannt.

Teng Bunma, Chef der kambodschanischen Handelskammer und reichster Mann des südostasiatischen Landes, ist seit den achtziger Jahren eng mit dem zweiten Premierminister Hun Sen verbunden. Als dieser Anfang Juli gegen seinen Ko-Premier putschte, brüstete sich der Geschäftsmann, er habe Hun Sen dafür eine Million Dollar gegeben und zuvor auch andere Politiker mit jeweils 50.000 Dollar belohnt. In Phnom Penh heißt es, er habe schon Hun Sens Wahlkampf 1993 stark unterstützt und finanziere zahlreiche Projekte des Premiers. Auch die 1.500-köpfige Leibwache Hun Sens scheint großzügig bedacht zu werden.

Teng Bunma erregte weltweit Aufsehen, als er auf dem Flughafen von Phnom Penh auf eine Maschine der Royal Air Cambodge schoß, weil er sich über den Service ärgerte. Später hinderte er die Besatzung einer anderen Fluggesellschaft mit vorgehaltener Pistole daran, pünktlich zu starten, weil seine Freunde noch nicht eingetroffen waren. Bestraft wurde er nie. In die USA darf Teng Bunma nicht einreisen. Das US-Außenministerium wirft ihm vor, in Drogenhandel verwickelt zu sein.

Das Holzgeschäft ist – neben Edelsteinen, Glücksspiel und Drogen – einträglichste Einnahmequelle im heruntergewirtschafteten Kambodscha. Edelhölzer zu schlagen und zu exportieren ist zwar verboten, doch der Raubbau an den rapide schwindenden Wäldern Kambodschas geht seit dem Putsch sogar noch schneller. Heute sind nur noch 30 Prozent des Landes von Wald bedeckt, vor 20 Jahren waren es doppelt soviel.

Erst kürzlich hat der Internationale Währungsfonds (IWF) aus Protest gegen Korruption und illegale Abholzung in Kambodscha seine Kredite an die Regierung gestoppt. Laut der Umweltgruppe Global Witness sind hohe Militärs und Politiker an der Abholzung beteiligt. Die Staatskasse ist leer. Seit Monaten werden kaum noch Löhne gezahlt – statt dessen finanzieren sich viele Offiziere durch den Holzeinschlag.

Waldschutzgebiete sind nicht tabu. Hun Sen selbst hat dies vorausgesagt: Als der IWF im vergangenen Jahr erstmals einen Kredit auf Eis legte, erwiderte der Premier spitz: „Dann werden wir um so mehr Bäume fällen.“