Briefbomber plante weitere Attentate

■ Die Serie von Briefbomben und Sprengfallen in Österreich scheint aufgeklärt: In der Wohnung des Festgenommenen Sprengfalle und halbfertiger Bekennerbrief gefunden. Suche nach möglichen Mittätern fortgesetzt

Wien (AP/taz) – Nach der Festnahme des mutmaßlichen Briefbombenattentäters Franz Fuchs sucht die österreichische Polizei nun nach möglichen Mittätern. Einsatzgruppenleiter Robert Sturm sagte gestern, eine heiße Spur gebe es aber nicht. Ob es sich bei Fuchs um den Kopf einer Bombenlegerbande handelt, ist noch ungeklärt. Bei der Serie von Briefbomben und Sprengfallen waren seit 1993 vier Menschen getötet und 13 verletzt worden.

Die Festnahme des Briefbombers war nur durch einen Zufall gelungen. Dem 48jährigen waren bei der Explosion eines von ihm gebauten Sprengsatzes beide Hände abgerissen worden. In seiner Wohnung fand die Polizei mehrere Sprengkörper, Bauteile, Konstruktionspläne, 60 Disketten und einen Computer sowie ein Typenrad einer Schreibmaschine, dessen Schriftart identisch mit der eines Bekennerschreibens von einem Anschlag im Jahr 1995 ist. Laut Sturm stand der Mann auch gestern noch unter schwerem Schock und verweigerte die Aussage.

Der mutmaßliche Attentäter bereitete offenbar weitere Anschläge vor. Auf dem Computer fand sich ein Entwurf eines Bekennerschreibens. Unter den sichergestellten Gegenständen befindet sich eine in einem Blumentopf verborgene Sprengfalle. Darin waren ein Kochtopf und ein Kilogramm Nitrozellulose, Patronen und Eisennägel. Auf einem dazugehörigen Zettel heißt es: „BBA – Wir wehren uns – Friedrich der Streitbare“. Zu den Anschlägen hatte sich eine „Bajuwarische Befreiungsarmee“ bekannt. Insgesamt wurden in der Wohnung 1,7 Kilo Nitrozellulose sowie 80 Gramm Nitroglycerin gefunden. Der Sprengstoff ähnelt dem bei den Bombenanschlägen verwandten Material.

„Wir sind der Ansicht, daß wir genügend Beweise und Indizien haben, die auf eine direkte Beteiligung am Bombenterror der letzten Jahre schließen lassen“, sagte Innenminister Schlögl. Der festgenommene Vermessungstechniker sei kein Nachahmungstäter. Die Bomben des Attentäters waren jeweils gezielt gegen prominente Linke, Roma, Immigranten und Unterstützer von Ausländern gerichtet. Bei dem blutigsten Attentat waren am 5. Februar 1995 vier Roma im burgenländischen Oberwart getötet worden, als eine Sprengstoffalle explodierte. Zu den Opfern des Attentäters zählte auch der damalige Wiener Oberbürgermeister Helmut Zilk (SPÖ), dem nach dem Öffnen einer Briefbombe die Hand zerfetzt wurde.

Unklar ist die Verbindung des Verdächtigen zu Anschlägen in Deutschland. In der Redaktion von Pro7 in München war am 9. Juni 1995 eine an die Moderatorin Arabella Kiesbauer adressierte Briefbombe explodiert. Eine Mitarbeiterin erlitt dabei Verletzungen. Am 14. Juni 1995 verletzte eine Briefbombe den Geschäftsführer der SPD-Fraktion in Lübeck. klh Tagesthema Seite 3, Kommentar Seite 12