Auf den Punkt durcheinander

■ Die „Performatrix“diskutierte den Begriff der Performance

itten in der schönen Podiumsdiskussion tauchen sie auf: zwei schwarze Kalbfellmasken. Die Akteurinnen tragen statt Hörnern Sätze auf dem Kopf: „Zeig mir das Paradies“/„Du bringst mich zum Schwitzen“. Das bringt das Arbeitsgespräch auf der Performatrix gleichermaßen auf den Punkt und durcheinander. Die am Wochenende abgehaltene Performance-Konferenz kämpfte ständig darum, aktionistische Offenheit und klare Begriffe zusammenzubringen.

In 24 Aktionen wurde in KX auf Kampnagel die aktuelle Breite künstlerischer Intervention vorgeführt und die Frage nach den Grenzen der Identität gestellt. Ein Kölner Künstlerpaar demonstrierte einen kämpferischen Versuch gegenseitiger Imitation, der Hamburger Christian Jankowski zeigte, wie er seine kreativen Probleme mit Hilfe eines Psychotherapeuten gelöst hatte. Inmitten seiner konfus zusammengebastelten Welt übte John Bock aus Berlin sich als junger Narr, auch wenn es nur selten zu gelungenen, traurig-komischen Momenten kam.

Peter Wolfs seriöse Präsentation des „Instituts für interdisziplinäre und parawissenschaftliche Forschung“findet sich ebenso im Performance-Rahmen wie der Finne Roi Vaara, der sich im schwarzen Anzug zum Klang von Nationalhymnen und Flugzeugstarts in die Erde eingrub. Aber vielleicht überschätzt sich der Mensch zu sehr: Im Kontext der Öko-Diskussion präsentierte die Australierin Janis Sommerville ihr Projekt, 60 Hektar Restnatur vor Bielefeld zur Wahrnehmung zu präparieren.

Performance bewährte sich als immer noch kreatives Werkzeug zur komplexen Vermittlung von Ideen durch den Körper. Je mehr digitalisiert und archiviert wird, desto wichtiger sind Freiräume, in denen etwas geschieht, was sich der Einordnung entzieht - und sei es Stephan Goedeckes 20minütiges Schweigen. Hajo Schiff