Arbeitskampf um die Mixmaschinen

■ Die Arbeitslosenzahlen sinken kaum, trotz Herbstaufschwung. Derweil sind 500 Jobs in Steilshooper Firma gefährdet

Der Arbeitsmarkt bleibt, wie er ist: trostlos. 11,5 Prozent aller HamburgerInnen waren im September ohne Job, verkündete das Arbeitsamt gestern. Damit sind zwar 1500 Personen, gleich 0,2 Prozent, weniger erwerbslos als noch im August. Aber schon bald könnte es in Hamburg wieder 500 Arbeitslose mehr geben: Der Maschinen- und Anlagebaufirma Ortmann und Herbst in Steilshoop droht der Konkurs – samt ihrem Mutterkonzern Kettner in Rosenheim. 2000 MitarbeiterInnen beschäftigt der; 500 davon in Hamburg. Sie haben für September noch kein Gehalt bekommen.

Gestern haben in München mehrere Banken mit der Hamburger und der bayrischen Wirtschaftsbehörde darüber verhandelt, ob und mit wieviel Geld die kränkelnde Firma zu retten ist. Eine Entscheidung war bis zum taz-Redaktionsschluß noch nicht gefallen. Falls der Konzern kein Geld bekommt, wollen die MitarbeiterInnen von Ortmann und Herbst bei einer Belegschaftsversammlung heute früh „über weitere Maßnahmen entscheiden“, so Heinz Sorgatz, Vorsitzender des Betriebsrates. Denkbar wären sowohl Streiks als auch Demonstrationen.

Denn die Hamburger Filiale des Kettner-Konzerns krankt nicht an Auftragsmangel, berichtet Mitarbeiter Detlef Hartmann. Arbeiten für rund 110 Millionen Mark seien noch zu erledigen, und auf einer Messe im September habe die Firma weitere Verträge unterschrieben. Die brächten insgesamt 60.000 Mark. „Wenn diese Aufträge alle nach Hamburg gingen, wäre fast unsere ganze Jahresproduktion ausgelastet“, schätzt Hartmann.

Ortmann und Herbst produziert Mixmaschinen für Softdrinks und Anlagen zum Flaschenfüllen, beispielsweise für den Getränkekonzern Coca Cola. Zum Konzern gehören auch Zweigstellen in Dortmund, Rosenheim und in Italien.

Mit den neu unterzeichneten Aufträgen im September steht das Unternehmen besser da als manch anderer Betrieb in Hamburg. Der Herbst-Aufschwung, der jährlich im September für sinkende Arbeitslosenzahlen sorgt, war in diesem Jahr gering, verkündete gestern Georg Fiedler, Präsident des Arbeitsamtes Nord. In Hamburg blieben im September 12,3 Prozent mehr Menschen joblos als 1996.

Und wer jetzt nicht arbeitet, tut es in den restlichen drei Monaten des Jahres vermutlich auch nicht. Ein Anstieg der Erwerbslosigkeit zum Jahresende sei nicht auszuschließen, sagte Fiedler. Keine Trendwende auf dem Arbeitsmarkt also, statt dessen „schwache konjunkturelle Impulse“und Kampf um einzelne Arbeitsplätze.

Judith Weber